Gibt es eine Manipulation des Goldmarktes?
Werden die Preise für Gold und Silber künstlich beeinflusst? Und wenn ja, von wem?
Seit ich an der Börse aktiv bin, beschäftigt mich dieses Thema: Werden die Gold- und Silberpreise manipuliert? Wer sich auf diese Fragestellung durch eigene Recherche im Internet einlassen möchte, sollte eine Menge Zeit mitbringen. Eine Gesetzmäßigkeit ist relativ verlässlich: Je tiefer der Goldpreis steht, desto lauter werden die Vorwürfe.
Was weiß man über die Goldpreis-Manipulation?
In den letzten Jahren gab es Untersuchungen seitens der US-Regulierungsbehörde: Wurden die Preise am weltgrößten Goldmarkt in London künstlich beeinflusst? Das offizielle Statement lautete dann stets: Die Commodity Futures Trading Comission (CFTC) überprüfe die Preissetzung. Tatsächlich trifft sich zweimal täglich eine Hand voll Banken und legt den Spot-Preis für eine Unze physischen Goldes fest. Aus heutiger Sicht ein relativ altmodischer Vorgang, der eine Manipulation grundsätzlich vereinfacht.
Vier Fakten zur Manipulation am Goldmarkt
1. Das Verfahren der Preisfindung im Spot-Markt ist antiquiert und müsste dringend modernisiert werden.
2. Zahlreiche Banken sind für eine Manipulation des Goldpreises bereits verurteilt worden.
3. Der Markt für Gold- und Silberderivate ist weitaus größer als der physische Markt.
4. Einige Experten sehen in den Notenbanken selbst treibende Kräfte. Entsprechende Beweise fehlen allerdings.
Mehrere Banken wurden verurteilt
Tatsächlich scheint es Absprachen gegeben zu haben. Neben der Deutschen Bank wurden auch Barclays, Bank of Nova Scotia, HSBC und die Société Générale verklagt und verurteilt. Für prominente Verfechter der Manipulations-Theorie wie etwa Ted Butler ist die CFTC allerdings ein zahnloser Tiger. Seiner Ansicht nach wird der Silbermarkt seit Jahren massiv manipuliert. Etwas vereinfacht umschrieben geht er davon aus, „dass der Silberpreis durch Verkäufe im Futuresmarkt künstlich niedrig gehalten wird“. Sind sich mehrere Marktteilnehmer einig, dass Positionen nie beliefert werden müssen, was zu einer Nachfrageexplosion führen könnte, dann ist so ein „Spielchen“ lange aufrechtzuerhalten. Solche Absprachen sind selbstredend nicht legal.
Was ist die Rolle der Notenbanken?
Andere Experten wie Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, sehen die Notenbanken in der Verantwortung für eine Manipulation. Warum? Der Goldpreis gilt als Krisenbarometer. Notenbanken haben aber kein Interesse an Krisenstimmungen. Ähnlich wie Butler geht Hellmeyer von einer Einflussnahme auf dem Terminmarkt für Gold-Derivate aus.
Ist die Manipulation der Edelmetallpreise möglich? Ohne Zweifel. Offen gesagt sind derartige Vorgänge sogar wahrscheinlich und in vielen Fällen, sofern keine Absprache vorliegt, nicht unbedingt illegal. Hier gibt es eine schwer zu durchdringende Grauzone. Wichtiger für Dich: Was fängst Du mit dieser Erkenntnis an? Es mag nüchtern klingen, aber wenn „höhere Kräfte“ die Preise über Jahrzehnte beeinflussen können, warum sollte sich daran in Zukunft etwas ändern? Die Nachfrage nach Gold und Silber ist keineswegs konstant. Steigt sie massiv an, dann werden auch die Preise steigen.
Egal ob der Goldmarkt manipuliert wird oder nicht, es ist sinnvoll, einen Anteil von 10 bis 15 Prozent des Depots in Gold zu investieren.
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