Was sind Zertifikate?
Hier eine einfache Zertifikate Definition für Sie.
Zertifikate haben ihre Vorteile und ihre Nachteile. Ihr wichtigster Vorteil ist: Sie bringen Ihnen als Anleger mehr Flexibilität, denn jeder Anleger hat unterschiedliche Ziele und Präferenzen. Sie möchten vielleicht eine hohe Rendite und sind dafür bereit ein überdurchschnittliches Risiko zu tragen. Andere Sparer legen hingegen großen Wert auf eine Kapitalgarantie und sind dafür bereit, auf eine höhere Rendite zu verzichten. Die individuellen Anlageziele genau umzusetzen, ist nicht immer leicht. Zertifikate sind für diesen Zweck jedoch gute Instrumente. Der Grund: Durch die Vielzahl der unter-schiedlichen Zertifikatekonstruktionen wird jedem Anleger das passende Anlageinstrument für seine Strategie an die Hand gegeben.
Welche Zertifikate gibt es?
Grob lassen sich Anlagezertifikate in vier Kategorien einteilen: Bonuszertifikate, Discountzertifikate, Garantiezertifikate, Aktienanleihen. Die Aktienanleihen zähle ich ebenso zu den Anlagezertifikaten, auch wenn der Name Anleihe andere Assoziationen weckt. Doch in ihrer Konstruktion ähneln Aktienanleihen den Discountzertifikaten. Außerdem: Das Motiv des Anlegers ist in allen vier Fällen das Gleiche, nämlich die Erzielung einer überdurchschnittlichen Rendite bei verringert-em Risiko im Vergleich zur direkten Anlage in eine Aktie oder einen Index.
Zu diesen vier Kategorien kommen noch die Indexzertifikate (Partizipations-zertifikate) hinzu. Sie zählen aber nicht zu den strukturierten Produkten (siehe letzter Absatz) und gehören daher für mich nicht zu den Anlagezertifikaten. Indexzertifikate stehen eher in Konkurrenz zu einer Anlage in ETFs (Indexfonds) und aktiv gemanagten Fonds. Den Unterschied zwischen ETFs und Fonds erkläre ich Ihnen in meiner Infografik "ETFs oder Fonds - was ist besser?".
Auch Hebelzertifikate rechne ich nicht den Anlagezertifikaten zu, denn bei Hebelzertifikaten ist der Anlagehorizont oft kurz und das Anlagemotiv spekulativ. In die gleiche Kategorie gehören die Optionsscheine. Hebelzertifikate werden daher häufig auch als Knock-out-Optionsscheine bezeichnet.
Wie funktionieren Zertifikate?
Zertifikate handeln Sie an der Börse. Sie können Zertifikate aber auch direkt bei der Emittentin kaufen, wenn z.B. Ihr Online-Broker diesen Service anbietet. Als Emittentin bezeichnet man die Bank, die das Zertifikat herausgegeben hat. Welche Werte das Zertifikat abbildet, bestimmt allein derjenige, der es ausgibt. Allerdings muss er das ganz genau und rechtlich einwandfrei in einem Emissionsprospekt festhalten. Dieser dient ebenso als Börsenzulassung für die Zertifikate.
Ich erinnere mich noch ...
... als 1990 das erste DAX-Zertifikat ausgegeben wurde. Heute stellen sich Zertifikate als hochvariable Anlageform dar. Manche Emittenten kombinieren mehrere Basiswerte (auf die sich der Wert des Zertifikats bezieht), andere lassen Sie als Käufer von einem Kursrückgang einer Aktie, eines Index oder eines anderen Basiswerts profitieren (z.B. durch Reverse Bonus-Zertifikate).
Bei vielen Anlagezertifikaten wie z.B. Discount-Zertifikaten, Bonus-Zertifikaten und Aktienanleihen ist die Höhe der Rückzahlung an bestimmte Bedingungen geknüpft. Je nachdem, wie sich der Kurs der zugrundeliegenden Aktie oder des Index entwickelt, variiert das, was für Sie als Anleger am Ende herausspringt.
Ich kann es auch so ausdrücken: Sie geben der Bank (dem Emittenten) einen Kredit, indem Sie ein Zertifikat kaufen. Rein rechtlich ist ein Zertifikat nämlich nichts anderes als eine Inhaberschuldverschreibung. Dabei hoffen Sie auf eine weit über dem üblichen Marktzins liegende Rendite, wenn sich der Basiswert in einer bestimmten Art und Weise entwickelt. Das ist weniger kompliziert, als es sich anhört. Lesen Sie dazu meine Beiträge zu den jeweiligen Zertifikaten.
Worin besteht der Unterschied zwischen einem Indexzertifikat und Zertifikaten mit Rückzahlungsprofil?
Grundsätzlich sollten Sie als Anleger zwischen Indexzertifikaten (Partizipations-zertifikaten) und den oben erwähnten Zertifikaten mit vorab definiertem "Rückzahlungsprofil" unterscheiden. Das Indexzertifikat läuft meist endlos und sein Wert folgt der Entwicklung des Basiswerts, also z.B. des DAX. Mit anderen Worten: Sie kaufen ein Indexzertifikat auf den DAX und partizipieren damit 1:1 an der Entwicklung des DAX. Das ist die einfachste Möglichkeit in alle DAX-Aktien gleichzeitig zu investieren.
Zertifikate mit definiertem Rückzahlungsprofil wie Discount-Zertifikate, Bonus-Zertifikate und Aktienanleihen werden zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem Wert fällig, der sich wie bereits erwähnt aus dem Stand eines Basiswerts zu diesem Zeitpunkt ableitet (außer der Emittent hat andere Bedingungen festgelegt).
Warum sind Anlagezertifikate strukturierte Produkte?
Ganz einfach: Weil sie aus mehreren Komponenten bestehen, darunter Derivaten wie Optionsscheinen, aus deren einzelnen Wertentwicklungen sich dann die Wertentwicklung des strukturierten Produktes, z.B. des Bonus-Zertifikats oder Discount-Zertifikats ableitet. Das klingt kompliziert und ist es gelegentlich auch. Der größte Nachteil strukturierter Produkte ist daher die mangelnde Transparenz, was die Kursentwicklung und auch was die Kosten betrifft. Die Wertentwicklung eines Discount-Zertifikats z.B. leitet sich aus der Kursentwicklung der zugrundeliegenden Aktie und eines Optionsscheins ab.
Böhms Praxistipp
Wegen dieser Kompliziertheit folge ich einem Grundsatz, den ich auch Ihnen ans Herz lege: Kaufen Sie nur Produkte, die Sie verstehen! Je komplizierter die Konstruktion, umso leichter fällt es dem Emittenten Kosten und Gebühren zu verstecken und ein Produkt teurer zu verkaufen, als es gerechtfertigt wäre.
Besonders Bonus-Zertifikate und Discount-Zertifikate sind aber standardisierte Anlagezertifikate, bei denen großer Wettbewerb der Emittenten (Banken) herrscht. Das sorgt für hohe Transparenz und niedrige Kosten. Strukturierte Produkte, die aus zu vielen Komponenten bestehen und die nicht oder nur schwer mit anderen vergleichbar sind, führen meiner Ansicht nach am Ziel vorbei. Finger weg!
MEIN TIPP FÜR SIE: Lesen Sie gleich im Anschluss meinen Artikel "So finden Sie für sich das richtige Zertifikat"! In diesem Artikel stelle ich für Sie pro Zertifikateart Chancen und Risiken gegenüber, damit Sie entsprechend Ihrer individuellen Anlageziele abwägen können und die richtige Wahl treffen.
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