Was sind Optionsscheine?
Ein Optionsschein …:
- definiert sich durch Basiswert, Bezugsverhältnis, Laufzeit und Basispreis.
- besitzt eine Hebelwirkung und bewegt sich deshalb prozentual stärker als der jeweilige Basiswert (z.B. Aktien-Kurs).
- bringt sowohl hohe Gewinn-Chancen als auch Verlust-Risiken mit sich.
- wird nicht ausschließlich durch die Kurs-Entwicklung des Basiswerts bewegt, sondern z.B. auch durch Änderungen der Volatilität.
- bietet einige Vorteile. Ist aber gleichzeitig komplizierter als ein vergleichbares Hebelzertifikat.
Ausführlichere Informationen dazu im Artikel „Was ist ein Optionsschein?“.
Optionsscheine-Wissen
Optionsscheine ABC: Häufig gestellte Fragen
Was ist der Zeitwert bei einem Optionsschein?
Ein Zeitwert existiert bei allen Optionsscheinen, da diese zu einem bestimmten Termin fällig werden. Bis zu diesem Termin können Sie theoretisch die zur Verfügung stehende Option (z.B. Kauf/Verkauf einer Aktie) durchführen. Praktisch üben Sie als Privatanleger die Option jedoch fast nie aus, sondern verkaufen den Optionsschein an den Emittenten (die Bank, die den Optionsschein herausgegeben hat) zurück – zu einem hoffentlich höheren Preis.
Ab dem Fälligkeitstermin können Sie einen Optionsschein nicht mehr handeln. Genau messen können Sie den Zeitwert nicht. Er hängt von Wahrscheinlichkeiten ab und wird von den Emittenten näherungsweise anhand von Optionspreismodellen berechnet. Es ist entscheidend, wie weit der im Optionsschein festgelegte Basispreis vom tatsächlichen Kurs des Basiswertes entfernt ist. Beispiel: Ein Optionsschein mit einer Restlaufzeit von einem Jahr hat einen deutlich höheren Zeitwert als ein Optionsschein mit einer Restlaufzeit von nur noch wenigen Monaten.
Mehr Infos dazu im Artikel „Optionsscheine: Nicht so kompliziert, wie Sie denken!“.
Was ist der Leverage bei einem Optionsschein?
Beim Leverage handelt sich um den Optionsschein-Hebel. Dieser ermöglicht Ihnen die Chance auf hohe Gewinne. Die Höhe des Hebels hängt vom vorhandenen Zeitwert Ihres Optionsscheins ab. Des Weiteren ist entscheidend ob bzw. wie weit dieser "im Geld" ist. "Im Geld" bedeutet, dass der aktuelle Basiswert-Kurs bei einem Call-Optionsschein über dem im Optionsschein verbrieften Basispreis liegt. Sie würden durch Ausüben der Option die Chance auf einen Gewinn erhalten.
Der Leverage (Hebel) meint nun konkret, dass die Wertveränderungen / Kursänderungen des Basiswertes nicht 1:1 vom Optionsschein nachvollzogen werden. Es gibt in der Praxis beispielsweise Optionsscheine mit einem geringen Hebel von zwei. Ebenso gibt es Optionsscheine, die einen Leverage von 20 oder noch höher aufweisen – z.B. wenn der im Optionsschein verbriefte Basispreis knapp unter dem aktuellen Basiswert-Kurs liegt und die Restlaufzeit des Optionsscheins gering ist. Praktisch bedeutet z.B. ein Hebel von 10: Wenn Sie einen Call-Optionsschein (siehe Abschnitt "Was heißt Call bei Optionsscheinen?") auf den DAX besitzen, steigt dessen Wert um 10 Prozent, wenn der DAX nur um ein Prozent zulegt. Sie können auf diese Weise mit kleinem Kapitaleinsatz große Wirkung erzielen.
Hierzu werde ich Ihnen regelmäßig praxisorientiere Beiträge in meiner Börsenschule veröffentlichen, um die komplexe Thematik zu veranschaulichen. Lesen Sie in der Zwischenzeit auch meinem Börsenlexikon-Artikel "Was ist der Leverage-Effekt?", damit Sie Ihr Börsen- und Finanzwissen erweitern.
Was bedeutet „im Geld“ bei Optionsscheinen?
Wenn der aktuelle Börsenkurs höher als der im Call-Optionsschein verbriefte Erwerbskurs des Basiswertes (Basispreis) liegt, sagt man "Der Optionsschein befindet sich im Geld". Damit meint man, dass Sie sich mit Ihrer Investition derzeit in der Gewinnzone befinden, mit der Ausübung der Option also einen Ertrag erzielen würden. Auch für den Optionsschein-Wert ist es wichtig, ob er „im Geld“ liegt. Denn insbesondere zum Laufzeitende eines Optionsscheins interessiert sich praktisch kein Anleger mehr für einen Optionsschein, der nicht „im Geld“ liegt.
Was bedeutet „aus dem Geld“ bei Optionsscheinen?
"Aus dem Geld" ist genau das Gegenteil von „im Geld“: Der aktuelle Basiswert-Kurs liegt unterhalb des Basispreise. Somit würden Sie bei Ausübung der Option Verluste kassieren. ACHTUNG: Bei einem Put-Optionsschein müssen Sie sich sich die Gegebenheiten genau umgekehrt vorstellen. Hier ist ein Optionsschein "im Geld", wenn der aktuelle Basiswert-Kurs unter dem Optionsschein-Kurs liegt.
Was heißt „Call“ bei Optionsscheinen?
Der Kauf eines Call-Optionsscheins (Call-Option) eignet sich für Sie, wenn Sie davon ausgehen, dass der im Optionsschein verbriefte Basiswert künftig im Kurs steigen wird. Durch den Kauf einer Call-Option erwerben Sie nämlich das Recht, den Basiswert zu einem bestimmten Kurs zu kaufen. Demnach können Sie durch den Call-Optionsschein nur einen Gewinn erzielen, wenn der Basiswert-Kurs an der Börse künftig steigt. Warum? Nur so haben Sie die Chance, den Basiswert zu einem höheren Kurs mit Gewinn zu verkaufen, als Sie den Basiswert aufgrund des Optionsscheins kaufen dürfen.
Was heißt „Put“ bei Optionsscheinen?
Bei einem Put-Optionsschein (Put-Option) erhalten Sie das Recht, den Basiswert zu einem festgelegten Kurs zu verkaufen. In diesem Fall spekulieren Sie auf zukünftig fallende Basiswert-Kurse, weil Sie diesen dann beim Ausüben der Option zum festgelegten Preis "leer" verkaufen können, um den Basiswert anschließend zu einem geringeren Kurs kaufen zu können. In der Praxis machen Anleger von diesem Recht allerdings kaum Gebrauch, weil sich ihr erhoffter Gewinn bereits daraus ergibt, dass der Optionsschein-Wert an sich steigt und sie deshalb durch den Verkauf des Optionsscheins bereits einen Gewinn erzielen.
Kann ich Optionsscheine vor dem Ablaufdatum verkaufen?
Das Ablauf- bzw. Fälligkeitsdatum eines Optionsscheins hat im Grunde nichts damit zu tun, zu welchem Zeitpunkt Sie die Option ausüben oder den Optionsschein verkaufen. Das Fälligkeitsdatum stellt lediglich den letzten Termin dar, wann Sie die Option ausüben dürfen. Der letztmögliche Verkaufszeitpunkt liegt in der Regel ein paar Tage davor, weil später der Optionsschein an der Börse nicht mehr handelbar ist. Unabhängig vom Ablaufdatum ist für die Ausübung der Option und deren Zeitpunkt nur wichtig, ob es sich beim Optionsschein um einen Optionsschein nach amerikanischem oder nach europäischem Recht handelt.
Was sind Optionsscheine nach amerikanischem Recht?
Ist ein Optionsschein nach amerikanischem Recht emittiert, können Sie die im Optionsschein verbriefte Option jederzeit während der Laufzeit ausüben. Die weitaus größte Anzahl aller am Kapitalmarkt angebotenen Optionsscheine ist mit diesem amerikanischen Recht ausgestattet.
Was sind Optionsscheine nach europäischem Recht?
Bei den Optionsscheinen nach europäischem Recht können Sie die Option nur am Ende der Laufzeit ausüben. Deshalb ist diese Optionsschein-Art bei vielen Anlegern unbeliebt. ACHTUNG: Trotz ihrer Einschränkung sind Optionsscheine nach europäischem Recht täglich handelbar. Es ist also nicht so, dass Sie als Inhaber diese Optionsscheine erst am Fälligkeitstag verkaufen können.
Worauf muss ich bei der Optionsschein-Wahl achten?
Bei der Auswahl eines Optionsscheins müssen Sie sich entscheiden, welche Art von Basiswert Sie nutzen möchten: Aktie, Index oder Währung? Entscheiden Sie sich z.B. für eine Aktie, müssen Sie sich entscheiden, ob Sie auf steigende oder fallende Kurse setzen (Call-Optionsschein vs. Put-Optionsschein). Anschließend können Sie die für Sie interessanten Aktien z.B. nach Ländern, Branchen oder nach Größe der Aktie (Standard- oder Nebenwerte) weiter eingrenzen. Wenn Sie sich für eine bestimmte Aktie entschieden haben, müssen Sie nun die Optionsscheine in diesem Bereich hinsichtlich Handelbarkeit, Risiko-Chancen-Verhältnis etc. vergleichen.
Welche Chancen und Risiken bieten Optionsscheine?
Im ersten Abschnitt "Was sind Optionsscheine" habe ich Sie bereits darüber informiert, dass Optionsscheine sowohl hohe Gewinn-Chancen in kürzester Zeit als auch hohe Verlust-Risiken (Stichwort: Totalverlust) mit sich bringen.
Übersicht der Artikel zum Thema Optionsscheine
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Böhms Praxistipp
Die Funktionsweise von Optionsscheinen ist komplizierter als die von Hebelzertifikaten. Aber sie besitzen auch Vorteile: So ist das Risiko eines Totalverlusts bei einem Hebelzertifikat höher als bei einem Optionsschein. Gerade der Einfluss der Volatilität auf den Preis des Optionsscheins gibt erfahrenen Anlegern viele Möglichkeiten an die Hand.
Um diese Erfahrungen mit Optionsscheinen zu sammeln, sollten Sie aber "klein anfangen". Wählen Sie zuerst Optionsscheine mit geringem Hebel, die sich im Geld befinden. Da ist das Verlustrisiko geringer. Und setzen Sie auf Basiswerte, z.B. Aktien, die nicht schon von sich aus stark schwanken, also z.B. besser auf DAX-Werte als auf kleine Nebenwerte.
Optionsscheine sind etwas für die eher kurzfristige Spekulation. Begehen Sie wie auch bei anderen spekulativen Anlagen nicht den Fehler, einen einmal gekauften Optionsschein einfach liegen zu lassen. Setzen Sie eine Stop-Loss-Order und verkaufen Sie den Optionsschein notfalls mit Verlust, wenn er Ihre Erwartungen nicht erfüllt hat.
Sollten Sie noch eine Frage auf dem Herzen haben, die ich Ihnen hier nicht beantwortet habe, dann schreiben Sie mir. Ich helfe Ihnen gerne jederzeit weiter.
Herzliche Grüße,
Ihr Stefan Böhm