Bitcoins: Vorteile vs. Nachteile
Lohnt sich eine Investition in Bitcoins?
Lange waren Bitcoins nur ein Thema für Spezialisten und Internetfreaks. Spätestens 2013 änderte sich dies, denn als der Kurs der Internetwährung in wenigen Wochen von nicht einmal 100 auf fast 800 Euro nach oben geschossen ist, war der Medienrummel groß. Danach gab es aber nicht mehr nur positive Schlagzeilen, denn schon mehrfach wurden Bitcoin-Marktplätze zu Opfern von Hackern, die Bitcoins im Wert von vielen Millionen Euro stehlen konnten. In der nachfolgenden Grafik habe ich exklusiv für Sie die Vorteile und Nachteile von Bitcoins gegenüber gestellt.
Bitcoin-Börsen: Opfer von Hackern
Zuletzt war dies im August der Fall, als die Bitcoin-Börse Bitfinex in Hongkong gehackt wurde; Bitcoins im Wert von 65 Millionen USD waren verschwunden. Sehen Sie sich hierzu das YouTube-Video von Börsenexperte Lars Erichsen an. Der Preis der Internetwährung stürzte am selben Tag weltweit um 12 Prozent ab. Bitfinex ist die fünftgrößte Bitcoin-Börse und die größte außerhalb Chinas. 2014 wurde die japanische Bitcoin-Börse Mt. Gox durch den Diebstahl von 850.000 Bitcoins in den Ruin getrieben.
Regulierungsbehörden ist nicht nur deswegen die „Kryptowährung“ ein Dorn im Auge. Bitcoins stehen auch im Verdacht, Kriminellen zur Verschleierung von Geldtransaktionen zu dienen. Sicher befürchten aber Notenbanken und Regierungen auch, dass sie durch eine zunehmende Verbreitung von Digitalwährungen den Einfluss auf das Geldsystem verlieren.
Was sind Bitcoins überhaupt?
Die wenigsten von Ihnen werden bisher mit Bitcoins in Berührung gekommen sein, auch wenn viele Onlineshops mit der virtuellen Währung arbeiten. Selbst in manchen realen Läden kann man inzwischen mit Bitcoins bezahlen, doch das ist wohl eher ein Marketing-Gag. Vor allem finden Bitcoins derzeit bei Computerspielen Anwendung, bleiben damit sozusagen im virtuellen Raum.
Doch was sind Bitcoins überhaupt, welchem Zweck dienen sie und für wen sind sie interessant? Internetwährung, digitales Geld – diese und ähnliche Bezeichnungen beschreiben Bitcoins nur unzureichend. Die Bezeichnung „digitales Gold“ trifft es vielleicht besser, denn ähnlich wie Gold sind die Bestände an Bitcoins begrenzt und sie können „geschürft“ werden, und zwar am Computer. Bitcoins wurden als Reaktion auf die Finanzkrise des Jahres 2008 von Programmierern, deren echte Namen unbekannt sind, erfunden. Sie werden mithilfe eines aufwendigen Computeralgorithmus erschaffen (Mining, Schürfen). Und das Wichtigste: Ihre maximale Anzahl ist begrenzt, nämlich auf 20,5 Millionen.
Wussten Sie schon?
Theoretisch kann jeder, der über ausreichend leistungsfähige Computer verfügt, Bitcoins „schürfen“, tatsächlich sind inzwischen aber so hohe Rechnerleistungen nötig, dass das nur noch wenige können. Die Menge der neu hinzukommenden Bitcoins nimmt dadurch stetig ab. Im August 2016 sind 15,85 Millionen Bitcoins im Umlauf, also mehr als drei Viertel der maximal möglichen Menge. Der Vergleich mit Gold ist daher treffend, denn auch dessen Menge ist begrenzt und irgendwann erschöpft.
Sind Bitcoins die erste demokratische Währung?
Bitcoin-Befürworter sind in der Regel Internetfans. Für sie ist das digitale Gold die erste demokratische Währung der Welt und damit eine logische Konsequenz aus der Durchdringung aller Lebensbereiche durch das Internet. Wie das World Wide Web selbst sollen auch Bitcoins frei von der Kontrolle nationaler Regierungen sein. Das Versagen der Regierungen während der Finanzkrise, das scheinbar unbegrenzte Gelddrucken der Notenbanken in der Folge sowie der Machtmissbrauch durch die Großbanken liefern anscheinend gute Argumente, diesen Institutionen die Kontrolle über das Geld zu entziehen.
Beachten Sie:
Hinter den Bitcoins steckt auch eine politische Idee und das erklärt wahrscheinlich, warum sich an der Internetwährung derart die Geister scheiden. Für die einen sind Bitcoins nur eine verrückte Idee von Computer-Nerds, für andere lösen sie die Finanzprobleme der Zukunft. Beide Extrempositionen sind meiner Ansicht nach falsch.
Bitcoins senken die Transaktionskosten
Lässt man einmal den ideologischen Überbau weg, dann bieten Bitcoins einen unbestreitbaren Vorteil: Geringere Transaktionskosten für Geldgeschäfte. Auch wenn das unscheinbar klingt, die Senkung von Transaktionskosten ist eine wichtige Quelle für unseren Wohlstand. Für viele Finanzexperten sind Bitcoins daher ein wichtiges Instrument im Internethandel, und eventuell nicht nur da. Um eine echte internationale Währung zu werden, gibt es aber einige Hindernisse: So sorgen z.B. die zum Teil starken Kursschwankungen für große Unsicherheit.
Zudem erschweren die Preisschwankungen den Einsatz der Bitcoins für reale Geldgeschäfte. Und auch als Geldanlage macht sie das unserer Ansicht nach eher ungeeignet, das digitale Geld ist – bislang zumindest – eher etwas für Zocker. Der durchschnittliche Wert je Bitcoin-Transaktion ist deutlich höher als z.B. bei Transaktionen über Paypal oder andere Zahlungsdienstleister. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2014 nennt 2.000 USD als durchschnittlichen Wert bei Bitcoin-Transaktionen, während es bei Paypal nur 50 USD sind. Das spricht dafür, dass Bitcoins weniger für normale Geldgeschäfte genutzt werden.
Und schließlich steht hinter Bitcoins kein realer Wert, sie sind eben rein virtuell. Gold findet als Edelmetall wenigstens auch in der Industrie Verwendung und hinter den seit der Finanzkrise viel geschmähten „Papierwährungen“ stehen die Volkswirtschaften mit ihrer Produktivkraft und ihrem Vermögen. Hinter Bitcoins stehen nur Einsen und Nullen.
Kriminelle Machenschaften mit Bitcoins
Doch es gibt noch einen weiteren Nachteil von Bitcoins: Sie lassen sich leicht für illegale Zwecke missbrauchen. Die Unabhängigkeit von staatlicher Aufsicht und Kontrolle freut nicht nur die Systemkritiker und Internet-Enthusiasten, auch Kriminelle finden das ganz toll, denn illegale Gelder zu waschen geht nur unter Umgehung der staatlichen Kontrolle. Das elektronische Geld scheint ein wunderbares Mittel dazu zu sein.
Mehrfach schon gingen die Polizeibehörden in den USA und Europa gegen kriminelle Vereinigungen vor, die über Bitcoins illegalen Gelder transferierten und wuschen. Aber auch die Bitcoins selbst können Ziel krimineller Machenschaften sein. Auch wenn Bitcoins angeblich fälschungssicher sind: Hacker können Bitcoin-Konten plündern, vor allem wenn diese nur als Online-Wallets bestehen (siehe „Wie funktioniert der Handel mit Bitcoins?“). Und auch bei der Schaffung (Mining) von Bitcoins kann Betrug im Spiel sein, es gab deswegen bereits Ermittlungen der Behörden in Deutschland und anderswo.
China dominiert den Markt der Bitcoins
Die geringe Regulierung ist besonders eine Gefahr für Regierungen, die den Kapitalverkehr mit dem Ausland kontrollieren wollen oder müssen. Der Preisanstieg der Bitcoins seit Ende 2015 erklärt sich daher auch dadurch, dass Bitcoins von vielen Chinesen dazu genutzt wurden, um aus Angst vor einer Abwertung des Chinesischen Yuans Geld ins Ausland zu transferieren und dabei Beschränkungen durch die Regierung zu umgehen. Kein Wunder, dass Peking ständig Versuche unternimmt, den Markt für Bitcoins unter Kontrolle zu bekommen. So darf der Finanzsektor in China bereits seit 2013 Bitcoins nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptieren – der Kurs der Digitalwährung stürzte daraufhin 2013 ab und erholte sich nur sehr langsam wieder.
Wussten Sie schon?
Auch andere Länder wie z.B. Thailand haben Bitcoins verboten und verschiedene Notenbanken warnten bereits vor deren Gebrauch. Der politische Widerstand gegen Bitcoins ist nicht zu unterschätzen und beeinflusst immer wieder auch die Preisentwicklung von Bitcoins. Auch weil dies die Rechtsunsicherheit bei Geschäften mit Bitcoins erhöht.
Sind Bitcoins für Sie geeignet?
Viele der von den Bitcoin-Befürwortern genannten Vorteile wie Unabhängigkeit und Sicherheit sind fraglich und eher ideologisch geprägt. Sicherlich haben Bitcoins aber einen großen Vorteil: Sie erleichtern Transaktionen im Internet. In dieser Funktion werden sie möglicherweise in Zukunft noch stark an Bedeutung gewinnen. Daher sind sogar die Geschäftsbanken selbst dabei, Digitalwährungen zu entwicklen. Die kostenintensiven Abwicklungen von Transaktionen zwischen den Instituten könnten dadurch erheblich günstiger werden.
Doch wie steht es um die persönliche Nutzung von Bitcoins? Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob die Verwendung von Bitcoins für seine Geschäfte im digitalen Raum sinnvoll ist. Die starken Kursschwankungen sind dabei nur ein Problem, auch rechtliche Fragen sind ungeklärt:
- Zahlungen mit Bitcoins können z.B. nicht eingeklagt werden.
- Das größte Problem ist jedoch die Schnittstelle zur realen Welt, zum bestehenden Finanzsystem.
- Bitcoins könnten in Zukunft von noch mehr Regierungen verboten oder stärkerer Regulierung unterworfen werden.
Beachten Sie:
Wer Bitcoins als Zahlungsmittel verwendet, sollte sich dieser Risiken bewusst sein. Gegen die Verwendung von Bitcoins als Mittel zur Geldanlage, quasi als Gold-Ersatz, sprechen die gleichen Argumente.
Bitcoins: Die Kursrichtung geht nicht nur nach oben!
Auch auf dauerhafte Wertsteigerungen der Bitcoins gegenüber den Papierwährungen zu setzen, kann sich als Fehlspekulation erweisen. Zwar liegt der Gedanke nahe, dass der Wert der Bitcoins wegen ihrer begrenzten Menge und der stetig steigenden Nachfrage langfristig steigt, aber das muss nicht so kommen:
- Zum einen könnte wie gesagt die Verwendung von Bitcoins von immer mehr Regierungen verboten bzw. stärker reguliert werden.
- Zum anderen gibt es ein technisches Argument: Mit der steigenden Verbreitung von Bitcoins nimmt auch deren Umlaufgeschwindigkeit zu, das heißt, mit einem Bitcoin können in einer bestimmten Periode, z.B. einem Jahr, mehr Transaktionen vorgenommen werden.
- Und bei Bitcoins könnte wegen der geringen Transaktionskosten die Umlaufgeschwindigkeit viel höher werden als bei realen Währungen. Auf diese Weise muss eine höhere Nachfrage nach Bitcoins nicht unbedingt zu einem steigenden Preis führen, zumindest wird das den Preisanstieg dämpfen.
- Noch wichtiger aber ist: Etwa 45 Prozent der weltweit verfügbaren Bitcoins liegen bei nur etwa 1.000 Internetadressen, werden also gehortet. Und hinter diesen 1.000 Adressen stehen möglicherweise noch deutlich weniger reale Personen. Sollten diese Bitcoin-Millionäre auf die Idee kommen, ihr digitales Geld gegen Dollar, Euro oder andere Währungen zu verkaufen, dann könnte der Kurs einbrechen.
Wer mit Bitcoins spekulieren will, sollte dies bedenken. In jedem Fall werden die Kursschwankungen auch in Zukunft erheblich sein. Es wird daher vom Zeitpunkt des Einstiegs abhängen, ob man durch Spekulation mit Bitcoins Geld verdient oder verliert.
Kurz und kompakt
Bitcoins als Antwort auf die Finanzkrise zu sehen, ist ein ideologisch geprägter Ansatz. Ich sehe das pragmatischer: Bitcoins werden auf lange Sicht nicht zu einer globalen Währung, die andere ersetzen kann. Aber die Digitalwährung besitzt eine Fülle an Vorteilen, die ihre Verbreitung vorantreiben dürften. Nicht zuletzt sind da die geringen Transaktionskosten zu nennen.
Die Regulierungsbehörden stellt das vor Herausforderungen, vor allem da, wo der Zahlungsverkehr reguliert werden soll, wie z.B. in China. Die Internetwährung ist vor allem eine Bedrohung für Paypal und andere Online-Bezahlsysteme. Wer allerdings Geld in Bitcoins anlegen oder mit der Internetwährung spekulieren will, sollte bedenken, dass der Kurs auch langfristig nicht unbedingt nach oben gehen muss. Kurzfristig könnte der Preis aber durch die Abwertung des Chinesischen Yuan und die Kapitalflucht aus China nach oben getrieben werden.
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