Schützt ein Fremdwährungskonto vor der Eurokrise?
Fragen Sie sich in Zeiten der Eurokrise auch, ob es nicht besser wäre, wenn Sie Ihr Geldvermögen in einer anderen Währung anlegen. Das erscheint einleuchtend!
Wenn der Euro abwertet, dann würden Sie mit Ihrem Fremdwährungskonto, das z. B. auf US-Dollar lautet, gut dastehen. Sie sollten aber vorsichtig sein, denn eine Anlage in einer fremden Währung ist eine Spekulation, die auch zu Verlusten führen kann. Nun werfen wir aber erst einmal gemeinsam einen Blick auf die wichtigsten Vorteile eines Fremdwährungskontos - los geht's:
- Im Falle einer Abwertung des Euros wird Ihr Geld in Euro gerechnet mehr wert.
- Durch die Investition in einer anderen Währung können Sie Ihr gesamtes Anlagerisiko streuen.
Was genau ist ein Fremdwährungskonto?
Für einen Bürger der Eurozone ist ein Fremdwährungskonto ein Konto, das nicht in Euro, sondern in einer anderen Währung geführt wird. Kommt es zu einer Abwertung des Euro, dann können Sie Ihre Fremdwährung zu einem späteren Zeitpunkt zu einem günstigeren Kurs in Euro zurücktauschen. Ihr Vermögen ist in Euro gerechnet gestiegen.
Beispiel
Sie zahlen 10.000 Euro zu einem aktuellen Umrechnungskurs von 1,20 US-Dollar je Euro auf ein Fremdwährungskonto in US-Dollar ein. Ihr Anlagebetrag beläuft sich damit auf 12.000 US-Dollar (10.000 Euro * 1,20). Nehmen wir an, der Wert des Euro fällt anschließend gegenüber dem US-Dollar auf 1,10 US-Dollar je Euro. Wenn Sie nun den Dollarbetrag von 12.000 US-Dollar in Euro zurücktauschen, dann erhalten Sie 10.909 Euro (12.000 US-Dollar / 1,10). Ihre US-Dollar sind in Euro gerechnet mehr wert geworden, und zwar um 909 Euro. Das wäre Ihr Gewinn aus diesem „Währungsgeschäft“. Bei dieser Beispielrechnung habe ich zur Vereinfachung die Gebühren weggelassen, aber jeder Währungsumtausch kostet auch Geld.
Der Pferdefuß bei der ganzen Sache: Es funktioniert auch in die andere Richtung. Sollte der Euro entgegen Ihrer Erwartung an Wert zulegen, dann erhalten Sie einen geringeren Betrag, wenn Sie von Dollar in Euro zurücktauschen. Nehmen wir an, der Kurs des Euro zum US-Dollar steigt von 1,20 auf 1,30 US-Dollar, dann erhalten Sie beim Rücktausch in Euro nur 9.231 Euro zurück. Sie haben also bei diesem Währungsgeschäft 769 Euro verloren.
Die Geldanlage auf einem Fremdwährungskonto ist also eine Spekulation, da sich die Entwicklung der Wechselkurse nicht vorhersagen lässt.
Für wen ist ein Fremdwährungskonto sinnvoll?
Eine Geldanlage in einer fremden Währung kann auch zu Verlusten führen, das sollten Sie nicht vergessen. Der Wechselkurs entwickelt sich womöglich anders, als von Ihnen erhofft. Und das ist nicht unwahrscheinlich, denn selbst Profis liegen bei Prognosen über die Entwicklung von Wechselkursen häufig daneben. Wenn Sie ansonsten bei Ihrer Geldanlage eher konservativ agieren und auf Sicherheit bedacht sind, dann sollten Sie von einem Fremdwährungskonto besser die Finger lassen. Diese Art der Spekulation eignet sich nur für Anleger, die das Risiko einschätzen und damit umgehen können.
Beachten Sie
Als Schutz gegen die Eurokrise, die Überschuldung der Weltwirtschaft und die extreme Geldpolitik der Europäischen Zentralbank eignet sich ein Fremdwährungskonto nicht. Sie tauschen damit nur eine „Papierwährung“ gegen die andere aus. Schutz vor möglichen Währungskrisen bieten nur Sachwerte wie z. B. Aktien, Immobilien und Gold. Ausführliche Analysen und Empfehlungen hierzu finden Sie bei den Rendite-Spezialisten.
Dennoch kann ein Fremdwährungskonto sinnvoll sein, nämlich dann, wenn Sie regelmäßig in Nicht-Euro-Ländern Geschäfte tätigen und dort Geld ausgeben oder einnehmen. Oder wenn Sie im Ausland häufig Aktien oder andere Wertpapiere kaufen (z. B. Aktien an US-Börsen). In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, wenn Sie für den laufenden Zahlungsverkehr oder für Ihre Geschäfte ein auf die jeweilige Fremdwährung lautendes Konto führen. Sie sparen sich den ständigen Währungsumtausch sowie die damit verbundenden Kosten und können alle Transaktionen direkt in der jeweiligen Währung ausführen. Das Fremdwährungskonto bewahrt Sie also vor der Unsicherheit und den Kosten, die die sich ständig ändernden Wechselkurse mit sich bringen.
Wer bietet ein Fremdwährungskonto an?
Die meisten Banken ermöglichen das Führen eines Fremdwährungskontos, vor allem für Geschäftsleute. Für Kleinanleger lohnen sich solche Konten wegen der zumeist hohen Gebühren für Umtausch und Kontoführung kaum. Zudem wird das oftmals höhere Zinsniveau in der Fremdwährung nicht an die Kunden weitergegeben, schließlich handelt es sich in der Regel um Giro- und nicht um Sparkonten. Wenn Sie dennoch daran interessiert sind, müssen Sie bei der jeweiligen Bank Informationen dazu direkt erfragen, denn die Fremdwährungskonten sind nicht standardisiert oder werden gar beworben.
Interessanter für Kleinanleger sind die von den Direktbanken angebotenen Fremdwährungskonten. Diese sind allerdings vor allem für Anleger gedacht, die regelmäßig Wertpapiere an Auslandsbörsen kaufen und sich den ständigen Umtausch sparen wollen. Fremdwährungskonten werden daher nur in Verbindung mit einem Wertpapierdepot angeboten. Einzige Ausnahme ist derzeit die comdirect, bei der Sie ein Fremdwährungskonto eröffnen können, auch ohne dass Sie gleichzeitig ein Wertpapierdepot bei der Bank führen. Ihr Vorteil: Es fallen in der Regel keine Kontoführungsgebühren an, dafür aber bei den meisten Anbietern eine zusätzliche Gebühr beim Umtausch. Für die Banken ist das ein durchaus gutes Geschäft, denn die Zinsen in anderen Ländern liegen teils erheblich über denen in der Eurozone. Diesen Zinsvorteil steckt die Bank ein. Ob dagegen Sie als Anleger überhaupt von den höheren Zinsen profitieren, hängt davon ab, wie sich der Wechselkurs des Euro entwickelt. Sie tragen also das Risiko.
Einzige nennenswerte Ausnahme ist auch in diesem Fall derzeit die comdirect, die bei einigen Fremdwährungen die Guthaben verzinst. Und zwar für Türkische Lira, Südafrikanischen Rand, Ungarischen Forint, Polnischen Zloty und Norwegische Krone (Stand Januar 2015). Allerdings verlangt die comdirect dafür mit die höchsten Umtauschgebühren unter den Direktbanken, nämlich 1 Prozent der Gesamtsumme. Wenn Sie also 10.000 Euro in eine andere Währung und wieder zurück tauschen, sind Sie bereits für die Gebühren 200 Euro los.
Beachten Sie
Manche Direktbanken verlangen keine Umtauschgebühren bei ihren Fremdwährungskonten. Lassen Sie sich davon nicht täuschen! Beim Umtausch von Devisen gilt wie bei jedem Börsengeschäft: Der Kurs, zu dem Sie einen Wechselkurs verkaufen (Briefkurs) liegt immer über dem, zu dem Sie kaufen können (Geldkurs). Das wird Geld-Brief-Spanne genannt. Wenn Sie einen Betrag von 10.000 Euro z. B. in US-Dollar hin und gleich wieder zurücktauschen, verlieren Sie dadurch etwa 50 Euro (0,5 Prozent). Bei anderen, „exotischeren“ Währungen ist die Geld-Brief-Spanne sehr viel größer, bei der Türkischen Lira beträgt sie z. B. etwa 2,8 Prozent.
Eine weitere Möglichkeit ist die Eröffnung eines Fremdwährungskontos im Nicht-Euro-Ausland, z .B. in der Schweiz. Das ist allerdings zumeist mit hohem Aufwand und Kosten verbunden, zudem werden in der Regel hohe Mindestanlagesummen gefordert. Für die meisten Anleger kommt das nicht in Frage.
Böhms Praxistipp
Wenn Sie eine starke Abwertung des Euro erwarten, können Sie Ihr verfügbares Geld auf einem Fremdwährungskonto parken. Für Kleinanleger lohnt sich wegen der niedrigen Gebühren hier nur das Angebot der Direktbanken. Allerdings sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie eventuell auch Währungsverluste einstecken müssen. Unerfahrene Anleger sollten davon die Finger lassen!
Meine Tipps zum Fremdwährungskonto:
- Exotische Währungen wie die Türkische Lira oder der Brasilianische Real locken teils mit hohen Zinsen, vergessen Sie nicht: Auch die Umtauschkosten sind hoch!
- Bei den meisten Direktbanken sind die Fremdwährungskonten nicht verzinst.
- Zinszertifikate sind eine gute und kostengünstige Alternative zu Fremdwährungskonten.
abasler - Fotolia.com, bluedesgin - Fotolia.com
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