Zinsbroker: Mehr Rendite ohne Risiko?
Was sind Zinsbroker?
Kurz und kompakt:
- Plattformen wie Savedo, Weltsparen und Zinspilot sind keine Banken.
- Die Zinsbroker vermitteln über ihre Plattformen die Angebote oftmals ausländischer Banken.
- Die Zinsbroker ermöglichen relativ einfaches „Zins-Hopping“.
- Jedes Angebot ist an einen Minimum- und Maximumbetrag gekoppelt.
- Die Tages- und Festgeldangebote sind deswegen besser als viele andere am Markt, weil die Bonität der Anbieter oftmals nicht besonders gut ist.
- Um die Angebote wahrzunehmen, muss man sich bei der jeweiligen Plattform anmelden.
- Die steuerlichen Aspekte wie ausländische Quellensteuer sollten vorab geklärt werden, um den Verwaltungsaufwand einzuschätzen.
Sie heißen Weltsparen, Savedo oder Zinspilot. Die Zinsbroker versprechen renditesuchenden Anlegern das, was sie bei den meisten deutschen Banken nicht mehr finden: lohnende Investments bei Tagesgeld und Festgeld. Doch wie machen diese Anbieter das? Wo ist der Haken? Es lohnt sich, die Angebote zu vergleichen!
Weltsparen, Savedo und Zinspilot sind keine Banken!
Zunächst gilt es einmal festzuhalten, dass die genannten Anbieter selbst keine Banken sind, sondern nur Vermittler. Zinsbroker heißt das auf neudeutsch. Anleger erhalten über die Internetplattformen Zugang zu den Angeboten der jeweiligen Partnerbanken der Zinsbroker. Die Idee dahinter verfügt über einen gewissen Charme, denn als Anleger erhält man viele verschiedene Angebote für Tages- und Festgeld und das zu vermeintlich Top-Konditionen. Auch muss man sich nicht bei jeder einzelnen Bank anmelden, bspw. in Bulgarien oder Portugal, sondern nur einmal beim jeweiligen Zinsvermittler.
Was ist Zins-Hopping?
Innerhalb der einzelnen Plattformen kann man daher relativ einfach „Zins-Hopping“ betreiben. Hat man dann das übliche Identifikationsverfahren durchlaufen, kann man die Angebot aller Partnerbanken nutzen. Allerdings unterscheiden sich die Angebote je nach Bank, z.B. auch was die Mindest- und die Maximal-Anlage betrifft (bswp. 5.000 bis 100.000 Euro).
Festgeld in Bulgarien, Tagesgeld in Portugal?
Dabei fällt auf, dass die meisten Partnerbanken aus dem Ausland kommen. Nun sind wir mittlerweile gewohnt, Geld bei niederländischen Banken anzulegen oder auch mal bei Franzosen, aber wie sieht es bei Banken aus Bulgarien, Tschechien, Slowenien, Portugal oder gar Malta aus? Rein theoretisch ist nichts dagegen einzuwenden, dass man gute Angebote aus dem EU-Ausland nutzt. Doch das Grundgesetz des Kapitalmarktes gilt auch hier – und zwar unerbittlich. Das Mehr an Zinsen, das geboten wird, gibt es nur, weil auch mehr Risiko geschluckt werden muss. Die entsprechenden Banken haben vergleichsweise schlechte Bonitätsratings und auch die jeweiligen Heimatländer gehören meist nicht zu den finanzstarken Staaten, die eine große Bank notfalls auch mit Steuermitteln retten könnten.
Die Einlagensicherung sichert Einlagen. Ist das wirklich so?
Letztlich geben Sie der Bank mit meiner Einlage einen Kredit. Jeder weiß, dass Kredite ausfallen können, wenn der Kreditnehmer, also in diesem Fall die Bank, zahlungsunfähig würde. Der Gesetzgeber hat daher mit dem System der Einlagensicherung vorgesorgt. In Deutschland gibt es gleich mehrere Einlagensicherungen:
- Privatbanken wie die Deutsche Bank sind bei der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) organisiert. Die EdB finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen.
- Für öffentliche Banken ist die Entschädigungseinrichtung des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) zuständig.
- Sparkassen, Landesbanken, Landesbausparkassen und Genossenschaftsbanken haben wiederum eine eigene Entschädigungseinrichtung.
- Und dann sind da noch die unzähligen ausländischen Banken, die der Einlagensicherung ihres jeweiligen Heimatlandes unterstellt sind.
Die Abwicklung ausländischer Schadensfälle hat sich für deutsche Sparer seit Juli 2015 nochmals erleichtert, denn nun erfolgt eine automatische Entschädigung, ohne dass ein Antrag gestellt werden muss. Ab Juni 2016 muss die Entschädigungseinrichtung binnen sieben Tagen zahlen. Soweit die Theorie. Doch was passiert, wenn eine große Bank pleitegeht. Ist dann überhaupt genug Geld für die Entschädigungen vorhanden?
Volumina der Sicherungsfonds unzureichend!
Daran bestehen bei Experten große Zweifel. Bei einer Pleite einer kleinen Bank wird sicher alles in geregelten Bahnen verlaufen, aber wenn wirklich einmal eine große Bank in Probleme gerät oder mehrere Banken gleichzeitig ins Trudeln geraten, dann kommen die Sicherungssysteme sehr schnell an ihre Grenzen. Nur der Steuerzahler könnte dann noch einspringen. Wenn Sie das für einen sehr theoretischen Fall halten, so muss ich Sie enttäuschen.
Beispiele
Die Pleite der Kaupthing Bank in Island hat dies mehr als deutlich gemacht. Noch heute ist der isländische Einlagensicherungsfonds daher leer. In Bulgarien kam es 2014 zu einem Bankenrun, die viertgrößte Bank des Landes wurde verstaatlicht. Quasi der gesamte bulgarische Sicherungsfonds wurde für die Entschädigungen aufgebraucht. Bei einer weiteren Bankpleite müsste der klamme bulgarische Staat einspringen. Die Rating-Agenturen stufen Bulgarien mit schlechten Bonitätsnoten ein, schlechte Aussichten also für Sparer, die ihr Geld dann bei einer bulgarischen Bank angelegt haben.
Ist der Renditeaufschlag groß genug?
Damit stellt sich unweigerlich die Frage, ob der Rendite-Aufschlag groß genug ist, um den genannten Risiken gerecht zu werden. Die Fibank aus Bulgarien bietet für Festgeld (1 Jahr) Ende 2016 eine Verzinsung von 1,35 Prozent. Die Rating-Agentur Fitch bewertet die Bonität der Fibank mit BB-. Darunter versteht man eine spekulative Anlage. Bei Verschlechterung der Lage ist mit Ausfällen zu rechnen, so die Definition.
Zum Vergleich: Die CreditPlus Bank bietet für Festgeld (1 Jahr) 0,65%. Die Bank gehört der deutschen gesetzlichen Einlagensicherung an und der freiwilligen Einlagensicherung. Fitch bewertet die CreditPlus Bank mit AAA, also der Bestnote. Bei der nahe am Ramschstatus liegenden Fibank gibt es jedoch nur lächerliche 0,7 Prozent Zinsen mehr. Die Frage, ob der Rendite-Aufschlag für das größere Risiko ausreicht, ist damit wohl beantwortet. Nein, er reicht nicht.
Zinsbroker: Denken Sie an die Steuern!
Doch zurück zu den Zinsbrokern: Ich will deren Geschäftsmodell nicht kaputt reden. Es mag durchaus Angebote geben, die sich lohnen. Allerdings sollten Sie auch wissen, dass die Vermittlungsplattformen ihr Geld damit verdienen, dass sie von ihren Partnerbanken Provisionen für vermittelte Anlagegelder erhalten. Wie viel genau ist unbekannt. Aus Gründen der Transparenz wäre mehr Offenheit bei den Zinsbrokern wünschenswert.
Außerdem müssen Sie auch den Steueraspekt beachten. Einige der ausländischen Banken führen automatisch Quellensteuer an den jeweiligen Heimatstaat ab. Die Quellensteuer lässt sich verhindern oder reduzieren, wenn Sie eine Ansässigkeitsbescheinigung einreichen. Die Kapitalerträge müssen dann in der Anlage KAP der Steuererklärung angegeben werden – ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand.
Böhms Praxistipp
Die Angebote der Zinsbroker klingen auf den ersten Blick verlockend. Tagesgeld- und Festgeld-Angebote, die sich noch lohnen. Dafür jedoch gibt es einige Kröten zu schlucken. Die Bonitäten der Partnerbanken im Ausland sind meistens nicht besonders gut. Der Rendite-Aufschlag der Tages- und Festgelder ist im Verhältnis dazu jedoch eher mäßig. Dazu kommt noch eventueller zusätzlicher Verwaltungsaufwand für die Steuer. Letztlich muss jeder Anleger selbst entscheiden, ob er dies für akzeptabel hält.
Wer jedoch beispielsweise den Zertifikatemarkt meidet, weil er das Emittentenrisiko für zu groß hält, für den sind die Angebote der Auslandsbanken wohl auch nicht das richtige, denn die Bonitäten der Zertifikateemittenten sind deutlich besser als diejenigen vieler Partnerbanken der Zinsbroker. Die Angebote der Zinsbroker haben derzeit noch ihre Nachteile, vor allem fehlt Transparenz. Ich behalte dieses interessante neue Segment aber für Sie im Auge.
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