So entschlüsseln Sie ETF-Namen richtig!
Geheimnisvolle Exchange Traded Funds
Haben Sie sich schon einmal mit dem Thema Exchange Traded Funds (ETFs) beschäftigt, die unter anderem unter der Bezeichnung Indexfonds oder Passivfonds bekannt sind?
Falls ja, wird Ihnen sicherlich aufgefallen sein, dass viele dieser ETF Namen sehr kryptisch klingen. Oder wissen Sie auf Anhieb, was sich zum Beispiel hinter dem „Lyxor UCITS ETF EURO STOXX 50 Daily Double Short EUR“ verbirgt?
Auch wenn zahlreiche ETF Namen zunächst einmal geheimnisvoll klingen, so sind sie dennoch häufig nach bestimmten Regeln aufgebaut. Im Folgenden helfe ich Ihnen deshalb dabei, dass auch Sie den ETF-Code zukünftig leichter entschlüsseln und wissen, in was für ein Produkt Sie im Detail investieren.
ETFs: Emittent und Index als wichtige Angaben
Zwei Angaben, die Sie bei jedem ETF Namen finden, ist zum einen der Emittent und zum anderen wird der Index genannt, der nachgebildet wird. Am Beispiel des Lyxor UCITS ETF EURO STOXX 50 Daily Double Short EUR bedeutet dies zunächst einmal, dass es sich bei Lyxor um den Emittenten dieses Indexfonds handelt.
Hinter der Fondsgesellschaft Lyxor steht die französische Großbank Société Générale. Weitere große Fondsgesellschaften für ETFs sind iShares, ein Anleger des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock, und db x-trackers von der Deutschen Bank. Dazu kommen zahlreiche weitere Anbieter von ETFs wie Amundi, Comstage, Deka und UBS.
Der zugrundeliegende Index, den unser Beispiel-ETF abbildet, ist der Euro Stoxx 50 Index, in dem die 50 wichtigsten Aktien der Eurozone enthalten sind. Darüber hinaus lassen sich von diesem Namen aber noch weitere Details bestimmen.
Was bedeutet UCITS bei ETFs?
Regulatorische Hinweise sind in einem ETF Namen ebenfalls häufig enthalten, wie zum Beispiel die Abkürzung „UCITS“, die Sie auch in unserem Beispiel-ETF wiederfinden. Gemeint sind damit die UCITS-Richtlinien, die einige Anforderungen beinhalten, an die sich Fonds im europäischen Raum halten müssen und die insbesondere dem Schutz der Anleger dienen. Dazu zählen beispielsweise Mindestanforderungen, welche die Diversifikation des Fonds betreffen. Auch besagen die UCITS-Richtlinien, dass bei ETFs, die den jeweiligen Index synthetisch, d.h. mit Swaps, abbilden, der Anteil der Swaps am Fondsvermögen nur 10 Prozent betragen darf. Dadurch soll das Risiko in den Fonds verringert werden.
Was bedeutet Double und Short bei ETFs?
Neben regulatorischen Hinweisen enthalten zahlreiche ETF Namen auch spezielle Merkmale des Indexfonds, die oftmals am Ende der Bezeichnung zu finden sind. In unserem Beispiel handelt es sich bei dem Begriff „Daily“ um ein solches Zusatzmerkmal, mit dem ausgedrückt wird, dass die Währungsabsicherung täglich angepasst wird. Bei einigen Zusatzangaben sollten Sie vorsichtig mit dem Investment sein, da diese beispielsweise auf besondere Risiken hinweisen. Oftmals handelt es sich dabei um gehebelte ETFs, die Sie beispielsweise an der Kennzeichnung „Double“ erkennen, wie es auch bei unserem Beispiel ETF der Fall ist. Die Kursentwicklung des jeweiligen Index wird folglich mit dem Faktor 2 nachgebildet, also verdoppelt.
Zudem enthält dieser ETF die wichtige Zusatzangaben „Short“. Das bedeutet, dass Sie mit diesem Passivfonds auf einen fallenden Index „spekulieren“. Aber Vorsicht: Bei Anleihen-ETFs kann der Zusatz Short auch darauf hinweisen, dass im zugrundeliegenden Index kurzlaufende Anleihen enthalten sind.
In einem Satz zusammengefasst würden Sie mit unserem Beispiel ETF also in einen vom Emittenten Lyxor herausgegebenen Indexfonds investieren, der den Euro Stoxx 50 als Grundlage hat, dessen Währungsabsicherung täglich angepasst wird und mit dem Sie unter Einbeziehen eines Hebels von 2 auf einen fallenden Euro Stoxx 50 Index setzen.
Weitere ETF-Merkmale: TR, Acc, Dis, hedged ...
Vorab: Prinzipiell ist die Unterscheidung zwischen ETCs, ETNs und ETFs wichtig. ETCs und ETNs sind nämlich Schuldverschreibungen von Banken. Ihr Kapital ist hier nicht wie bei ETFs und Fonds als Sondervermögen geschützt. Näheres dazu finden Sie hier: "ETCs und ETFs: Was ist der Unterschied?". Nun aber zu den weiteren ETF-Merkmalen:
Weitere Merkmale, die im Namen des ETF enthalten sind, können die Art des Index betreffen. Ob es sich beispielsweise um einen Performanceindex oder einen Preisindex handelt, können Sie an Kürzeln wie TR, PR oder NR erkennen. Nähere Informationen dazu finden Sie in diesem Börsenschul-Beitrag: "Was bedeuten die Kürzel TR, PR, NR und GR bei Indizes?".
Auch die Art der Ausschüttung wird im ETF-Namen vermerkt. So weisen die Abkürzungen Acc und C darauf hin, dass es sich um einen thesaurierenden ETF handelt, während die Kürzel Dist, Dis oder D für einen ausschüttenden ETF stehen. Ebenso steht die Währung, in der der ETF notiert ist, im ETF-Namen. Handelt es sich dabei um eine andere Währung als die der Wertpapiere im Index, dann kann eine Währungsabsicherung bestehen, die durch den Zusatz "hedged" gekennzeichnet ist.
Manche Merkmale werden nur gelegentlich im ETF-Namen genannt, wie z.B. die Replikationsmethode (physisch oder synthetisch). Ebenso steht das Fondsdomizil nur gelegentlich im ETF-Namen. Der Zusatz (DE) bedeutet z.B., dass der Fonds seinen Sitz in Deutschland hat. Einen Beispiel-Namen hierfür sehen Sie auf der nachfolgenden Grafik.
Böhms Praxistipp
Häufig emittieren die Fondsgesellschaften mehrere ETFs mit unterschiedlichen Wertpapierkennummern (ISIN) auf ein und denselben Index. Die ETFs unterscheiden sich dann z.B. dadurch, ob sie ausschüttend oder thesaurierend sind, ob das Währungsrisiko abgesichert ist oder nicht und durch andere Merkmale. Das kann für Sie als Anleger wesentlich sein. Sie müssen sich daher die ETFs genau ansehen und wenn Sie sich hinsichtlich der Kürzel im Namen unsicher sind, die Detailinformationen zum ETF z.B. auf der Internetseite der Fondsgesellschaft selbst abrufen.
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