Peak Oil: Das Ende des Ölzeitalters!
Erreicht die Ölnachfrage vor dem Ölangebot ihren Höhepunkt?
Der Ölpreis hat in der vergangenen Woche einen spektakulären Sprung nach oben hingelegt, nachdem sich die OPEC überraschend zum ersten Mal seit 2008 auf eine Förderkürzung geeinigt hatte (Stand: 4. Dezember 2016). Dieser Effekt ist jedoch rein kurzfristiger Natur. Lassen Sie sich davon nicht täuschen, denn über die langfristige Preisentwicklung beim Öl hat die OPEC keine Macht.
Bislang waren die Experten davon ausgegangen, dass das globale Ölfördermaximum – auch Peak Oil genannt – bald kommen wird. Doch die Studien, die meist von Lobbyverbänden oder den Ölkonzernen erstellt wurden, haben sich schon oft als falsch herausgestellt. Der Zeitpunkt des Ölfördermaximums wurde daher schon mehrfach nach hinten verschoben. Ausgerechnet der Ölmulti Royal Dutch Shell stellt dieses Dogma nun in Frage.
Aus Peak Oil wird Peak Demand
Das Horrorszenario, dass der Weltwirtschaft die Ressourcen ausgehen, steht damit ebenfalls zur Disposition. Dafür gibt es viele Gründe, neben den unkonventionellen Fördermethoden wie Fracking auch der Siegeszug der Erneuerbaren Energien, das Elektroauto und die immer bessere Energieeffizienz. In vielen Industrieländern ist bereits seit einiger Zeit eine Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch zu beobachten.
Ein weiteres Indiz ist die Tatsache, dass der weltweite Kohlendioxidausstoß seit drei Jahren fast nicht mehr steigt – trotz Wirtschaftswachstums. Auch Großverbraucher wie China sind an Bord. Die Analysten der Rating-Agentur Fitch raten den Ölkonzernen daher, sich auf einen radikalen Wandel des Marktes einzustellen. Auch die als extrem konservativ bekannte Internationale Energieagentur rechnet damit, dass der Benzinverbrauch ab 2030 fallen wird. Unabhängige Experten sehen diesen Zeitpunkt bereits 2020 gekommen. Das passt zur Studie, die Royal Dutch Shell verfasst hat. Finanzchef Simon Henry rechnet mit dem Erreichen des Nachfragehöhepunkts in 5 bis 15 Jahren.
Böhms Fazit
Schon 2021 könnte der globale Nachfragehöhepunkt beim Öl erreicht sein. Auch wenn dieser Wendepunkt erst ein paar Jahre später kommen sollte, müssen sich vor allem die Ölkonzerne auf eine neue Energiewelt einrichten. Kurzfristig hat der kommende Paradigmenwechsel beim Öl keine Auswirkungen, denn hier spielen andere Faktoren eine Rolle – bspw. die Entscheidungen der OPEC.
Langfristig sollten Sie in Ihren Anlageentscheidungen bei Ölaktien vor allem diejenigen Unternehmen bevorzugen, die sich schon jetzt auf die sinkende Ölnachfrage einstellen. Nur diejenigen, die voran gehen, werden auch langfristig ihre Dividendenversprechen halten können
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