Indikatoren für den Immobilienmarkt
Zahlen vom Häusermarkt sind wichtige Konjunkturbarometer besonders für die USA
Der Immobilienmarkt besitzt in vielen Ländern eine große Bedeutung für die Konjunktur. Das zeigte sich nicht zuletzt durch die in den USA ausgelöste Finanzkrise 2008 und die in den folgenden Jahren eskalierende Schuldenkrise in der Eurozone. Zuerst brach der Immobilienmarkt in den USA nach einer langen Boomphase ein. Die wirtshaftliche Erholung nach der Rezession 2009 wurde dadurch in den USA stark gebremst, denn die Zyklen am Immobilienmarkt verlaufen recht langsam. In den folgenden Jahren brachen auch in vielen europäischen Ländern die Immobilienmärkte nach langen Boomphasen ein, u.a. in Irland und in Spanien. Für die Konjunkturprognose ist es daher wichtig, auch Indikatoren vom Immobilienmarkt zu Rate zu ziehen.
Die Bedeutung des Immobilienmarktes
Denn: Stärkere Investitionen in Wohneigentum kurbeln nicht nur die Nachfrage an, z.B. nach Baumaterialien und Möbeln, sondern steigende Immobilienpreise besitzen einen nicht zu unterschätzenden Vermögenseffekt. Ein höherer Wert des Wohneigentums ermöglicht die Aufnahme höherer Hypothekenkredite und hat auch einen psychologischen Effekt. Die Konsumenten „rechnen sich reich“ und konsumieren mehr. Volkswirtschaftlich gesprochen erhöht sich die Konsumquote.
Der Immobilienmarkt in den USA
Paradebeispiel für eine hohe Bedeutung des Immobiliensektors sind die USA. Das liegt zum einen daran, dass in den Vereinigten Staaten Wohneigentum einen höheren Stellenwert hat als z.B. in Deutschland. Der Anteil der Hausbesitzer an den gesamten Haushalten liegt fast bei 70 Prozent. Entwicklungen am US-Immobilienmarkt haben nicht nur eine große Bedeutung für die US-Konjunktur, sondern für die gesamte Weltwirtschaft. Denn die US-Verbraucher sind eine wichtige Komponente der weltweiten Nachfrage. Deren Verhalten hängt aber in nicht geringem Maße von der Entwicklung der Immobilienpreise und von ihrem Vertrauen in die Zukunft ab. In den USA, dem Land der Statistik-Verrückten, gibt es eine ganze Reihe von Indikatoren, mit denen Entwicklungen am Immobilienmarkt nicht nur abgebildet, sondern prognostiziert werden sollen. Wir wollen Ihnen im Folgenden die wichtigsten vorstellen.
Umsatzsätze und Medianpreise
Das eine sind die Umsatzzahlen. So werden relativ zeitnah die monatlichen Verkäufe von neuen Häusern (New Home Sales) und bestehenden, sozusagen gebrauchten, Häusern (Existing Home Sales) ermittelt. Die Zahlen liefern zwar einen Eindruck von der Angebots- und Nachfragesituation auf dem Markt, sie schwanken aber auch relativ stark.
Einzelne Monatswerte dürfen daher nicht überbewertet werden. Eine Besonderheit des US-Häusermarktes ist es, dass die Baufirmen standardisierte Häuser häufig vorproduzieren. Daher gibt es auch Zahlen über nicht verkaufte Häuser, so genannte Lagerbestände. Diese gleichzeitig mit den Umsatzzahlen veröffentlichten Daten geben einen guten Eindruck vom Grad der Anspannung des Marktes. Ebenfalls ermittelt werden die Median- und die Durchschnittspreise der verkauften Häuser, die natürlich einen wichtigen Indikator für die Preisentwicklung darstellen. Aus diesen Zahlen lassen sich auch Rückschlüsse auf den aktuellen Verkaufswert des bestehenden Wohneigentums ziehen.
Weitere vorauslaufende Indikatoren
Repräsentativer für die Preisentwicklung sind aber der Hauspreisindex der Regierungsbehörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) sowie der von einem privaten Forschungsinstitut berechnete Case-Shiller Hauspreisindex. Gute Prognosefähigkeit besitzen zudem die Indikatoren Baubeginne (Housing Starts) und Baugenehmigungen (Building Permits), die beide den tatsächlichen Umsatzzahlen vorauslaufen. Die Veröffentlichung beider Indikatoren findet daher am Finanzmarkt stets große Beachtung. Ebenfalls ein vorauslaufender Indikator ist der Häusermarktindex (HMI) der National Association of Home Builders (NAHB). Er ist ein Stimmungsindikator für die Immobilienwirtschaft.
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