ifo-Geschäftsklimaindex im Check
ifo-Index: Wichtigster deutscher Konjunkturindikator
Der bekannteste und am stärksten beachtete Geschäftsklima-Index in Deutschland ist der des ifo-Instituts. Das Münchener ifo-Institut ist eines der sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute und ist traditionell auf die kurzfristige Konjunkturprognose spezialisiert. Wie wird der Geschäftsklimaindex genau erhoben?
ifo-Geschäftsklimaindex: Umfassende Befragungen
Zur Ermittlung des Geschäftsklimaindexes befragt das ifo-Institut monatlich mehrere Tausend Unternehmen nach ihrer Einschätzung der Geschäftslage sowie ihren Erwartungen für die nächsten sechs Monate. Mögliche Antworten sind gut/befriedigend/schlecht beziehungsweise besser/gleich/schlechter. Zur Ermittlung der Saldenwerte werden die positiven Antworten von den negativen abgezogen. Die unentschiedenen Antworten werden ignoriert. Durch die anschließende Normierung auf 100 Prozent kann der jeweilige Saldo im Extremfall zwischen -100 und +100 schwanken. Aus den saisonbereinigten Saldenwerten wird zusätzlich ein Index mit dem Basisjahr 1991 gebildet.
Das ifo-Geschäftsklima selbst wird als geometrisches Mittel der Saldenwerte in Bezug auf die „Lagebeurteilung“ und die „Erwartungen“ errechnet. Die Einbeziehung der Lagebeurteilung in einen vorauslaufenden Indikator ist sinnvoll, da zum Beispiel die Erwartung „gleich bleibend“ in einer Boomphase etwas völlig anderes bedeutet als in einer Rezession. Der Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft wird zudem nach Branchen getrennt und auch jeweils für Ost- und Westdeutschland separat erhoben, so dass mehrere einzelne Zeitreihen vorliegen.
Böhms Praxistipp
Für die Interpretation ist es daher durchaus sinnvoll, nach dem Blick auf die aggregierte Größe auch die Entwicklung der einzelnen Zeitreihen unter die Lupe zu nehmen, um ein detailliertes Bild von der Konjunkturlage zu erhalten. Es werden Geschäftsklima-Indizes für den Einzelhandel, den Großhandel, das Baugewerbe und das verarbeitende Gewerbe ermittelt.
Das verarbeitende Gewerbe ist zudem in weitere Branchen unterteilt, nämlich in Vorleistungsgüter-, Investitionsgüter-, Gebrauchsgüter- und Verbrauchsgüterproduzenten. Die Vorlaufeigenschaften dieses Indikators sind durch viele statistische Tests bewiesen. Bemerkenswert ist, dass die Geschäftserwartungen gegenüber der Geschäftslage einen Vorlauf von etwa vier Monaten besitzen.
Petair - Fotolia.com