Einkaufsmanagerindizes (ISM-index) im Check
Die Einkaufsmanagerindizes werden als Prognoseinstrumente immer beliebter
Einer der seit langem am meisten beachteten Konjunkturindikatoren in den USA ist der Institute for Supply Management Index (ISM-Index). Seit einigen Jahren werden aber auch für die meisten anderen Länder und Regionen Einkaufsmanagerindizes ermittelt. Deren Aussagekraft ist aber unterschiedlich. Durchaus große Beachtung finden die Einkaufsmanagerindizes für China, Großbritannien und für die EU sowie ihre einzelnen Mitgliedsstaaten.
ISM-index als wichtigster Konjunkturindikator
Für die Beliebtheit des ISM-Index in den USA gibt es vor allem zwei Gründe:
- Er ist sehr zeitnah und läuft daher anderen Indikatoren voraus.
- Er besitzt gute Prognoseeigenschaften für die Entwicklung der Größe, um die es eigentlich geht: Das Bruttoinlandsprodukt. Dabei gibt es zum einen den ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und den für das nicht-verarbeitende Gewerbe (Dienstleistungen, Energiesektor etc.). Obwohl das verarbeitende Gewerbe gerade in den USA nur für einen kleinen Teil des BIPs verantwortlich ist, werden diesem Indikator dennoch die besseren Prognoseeigenschaften zugesprochen.
Umfangreiche Befragungen
Der ISM-Index basiert auf einer monatlichen Umfrage unter den Einkaufsmanagern von zahlreichen Unternehmen. Durchgeführt wird diese Umfrage seit 1931 vom Institute for Supply Management, einer nicht-gewinnorientierten Gesellschaft, deren Ziel insbesondere die Weiterbildung ihrer Mitglieder in den betriebswirtschaftlichen Bereichen Einkauf und Beschaffung ist. Die Einkaufsmanager werden nach ihrer Beurteilung von insgesamt neun Bereichen befragt. Es sind nur die Antworten „besser“, „schlechter“ oder „unverändert“ möglich. Der Wert der einzelnen Indikatoren ergibt sich dann als Anzahl der positiven Antworten plus der Hälfte der unentschiedenen Antworten geteilt durch die Gesamtzahl.
Durch diese Art der Berechnung ergibt sich eine Normierung auf 100. Ein Wert über 50 wird allgemein so interpretiert, dass das verarbeitende Gewerbe expandiert, Werte unter 50 stehen für eine Kontraktion. Empirische Untersuchungen gehen allerdings davon aus, dass tatsächlich erst bei Werten unter 43/44 Punkten auch die Gesamtwirtschaft schrumpft. Von den neun einzelnen Indikatoren gehen fünf in den Gesamtindikator ISM-Index ein, nämlich: Die Beurteilung von Auftragseingängen, Produktion, Lagerbeständen, Beschäftigung und Lieferbedingungen.
Auch die US-Notenbank schaut auf den ISM-Index
Der ISM-Index dient als Diffusionsindex zur Messung der Amplituden konjunktureller Schwankungen und ist damit ein Indikator dafür, ob eine Überhitzung der Wirtschaft vorliegt oder nicht. Die US-Notenbank (Fed) bezieht ihn daher in ihre geldpolitischen Entscheidungen mit ein. Aber der ISM-Index zeigt natürlich auch die Richtung der Konjunktur an, weshalb er ebenfalls zur Prognose konjunktureller Wendepunkte dient. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass quasi als Appetithappen für die Anlegergemeinde ein oder zwei Tage vor der Veröffentlichung des landesweiten ISM-Index der PMI für die wichtige Industrieregion Chicago bekannt gegeben wird.
Der Philly FED Index
Daneben gibt es noch weitere Einkaufsmanagerindizes für einzelne Regionen in den USA, die durchaus große Beachtung finden. Der Wichtigste darunter ist der sogenannte Philly Fed Index, der von der Notenbank der Region Philadelphia aus einer Umfrage unter den Industriebetrieben in ihrem Distrikt ermittelt wird. Erfragt wird die Einschätzung der Unternehmen zu verschiedenen Aspekten ihrer eigenen Geschäftslage. Die stärkste Beachtung findet an den Märkten aber die Einschätzung der Unternehmen bezüglich der „General Business Conditions“. Der aus den Antworten auf diese Frage gebildete Index ist gemeint, wenn beinahe liebevoll vom „Philly Fed Index“ gesprochen wird.
Beachten Sie:
Da der Index zur allgemeinen wirtschaftlichen Aktivität nur aus der Antwort auf eine Frage gebildet wird, besitzt er eine höhere Volatilität als z.B. der ISM-Index (Einkaufsmanagerindex), der aus den Antworten auf mehrere Fragen zusammengesetzt ist. Wie bei anderen Stimmungsindikatoren werden auch in diesem Fall die einzelnen Teilindizes als Saldo aus den positiven und negativen Antworten der Umfrageteilnehmer auf die einzelnen Fragen gebildet. Die einzelnen Indizes können also Werte größer oder kleiner Null annehmen und ermöglichen dadurch Trendaussagen. Im Allgemeinen zeigen Werte oberhalb von Null eine Expansion, unterhalb von Null, eine Schrumpfung an.
Zeitnähe ist entscheidend
Was macht den Philly Fed Index so viel beachtet? Es ist vor allem seine Zeitnähe. Jeweils um den 18. eines Monats herum werden die Umfrageergebnisse des aktuellen Monats veröffentlicht. Der Philly Fed Index besitzt auf diese Weise nicht nur einen zeitlichen Vorsprung gegenüber den Daten zur Industrieproduktion und zu den Auftragseingängen, sondern ist auch schneller als der ISM-Index (Einkaufsmanagerindex), der zum Anfang des folgenden Monats veröffentlicht wird.
Die Umfrage aus der Region Philadelphia ist damit einer der schnellsten Indikatoren zur Industriekonjunktur in den USA. Dass dabei nur Unternehmen aus einer einzelnen Region befragt werden, tut seiner Prognosekraft keinen Abbruch. Größere Schwierigkeiten bei der Interpretation verursacht da schon eher die erwähnte hohe Volatilität. Ähnliches lässt sich auch für den vergleichbaren New York Empire State Produktionsindikator (Kurz: Empire State Index) sagen. Der Klimaindex für die Industrie der Region New York zeichnet sich ebenfalls durch hohe Schwankungen aus und besitzt seine Bedeutung vor allem als Indikator für den ISM-Index, der etwas später im jeweiligen Monat veröffentlicht wird.
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