Chartanalyse: Gleitende Durchschnitte!
Gleitende Durchschnitte hilfreich zur Trend-Identifizierung
Charts präsentieren oft ein wüstes Bild von Kursschwankungen. Gleitende Durchschnitte helfen dabei, eine Systematik in diesem Durcheinander zu erkennen. Das Prinzip der Bildung Gleitender Durchschnitte ist recht einfach: Man addiert z.B. die Kurse der zurückliegenden 200 Handelstage, teilt diese durch 200 und hat damit den Gleitenden 200-Tage Durchschnitt für diesen Tag, auch 200-Tage-Linie genannt. Im Englischen spricht man vom 200-Day Moving Average (MA). Auf diese Weise lassen sich Kursschwankungen glätten und der Blick wird frei für den dahinter liegenden Trend.
Gleitende Durchschnitte dienen folglich schlicht und einfach zur Identifizierung von Trends und lassen sich in allen Chartprogrammen für beliebige Intervalle einstellen. Sie bieten damit eine Zusatzinformation für den Trader. Steigen die Aktienkurse, obwohl zum Beispiel die 200-Tage-Linie noch fällt, sollte dies zur Vorsicht mahnen; möglicherweise handelt es sich bei dem Kursanstieg um eine Bullenfalle. Umgekehrt: Steigen die Kurse bei einem ebenfalls steigenden Gleitenden Durchschnitt, so kann dies als Bestätigung gewertet werden.
Gleitende Durchschnitte als Trendlinien
Gleitende Durchschnitte können aber noch mehr: Wie lineare Trendlinien fungieren sie häufig als Unterstützung und Widerstand. Allerdings sollte man bei der Interpretation von Gleitenden Durchschnitten als Widerstände und Unterstützungen vorsichtig sein. Zwar haben sich in der Vergangenheit der 200-Tage-, der 90-Tage-, der 38-Tage- und der 20-Tage-Durchschnitt als am aussagekräftigsten erwiesen, aber sie funktionieren nicht in allen Charts gleichermaßen.
In manchen Charts liefern die Gleitende Durchschnitte keine sinnvollen Kauf- oder Verkaufssignale, in anderen muss möglicherweise ein anderes Intervall gewählt werden, das von der genannten Norm abweicht. Allgemein gilt: Je liquider der Finanztitel, desto aussagekräftiger sind die Gleitenden Durchschnitte. Trotz aller berechtigter Warnungen vor einer “Überinterpretation” fungieren Gleitende Durchschnitte dennoch erstaunlich oft als wichtige Chartmarken. Sie können dem Anleger also wichtige Hinweise geben, sollten aber nicht als alleiniges Kriterium für eine Anlageentscheidung herangezogen werden.
Charttechnik: Die 200-Tage-Linie
Als besonders hilfreich bei der Chart-Interpretation hat sich die 200-Tage-Linie erwiesen. Das Problem beim Handel nach dem 200-Tage-Durchschnitt ist jedoch: Er ist ein Indikator für lange Bewegungen, weshalb die Kurse schon eine längere Strecke hinter sich haben, bevor der Durchbruch durch den 200-Tage-Durchschnitt ein Kauf- oder Verkaufssignal gibt. Ein großer Teil der Kursbewegung wurde also schon verpasst.
Zudem kommt es gerade bei schwankenden Märkten häufiger zu Fehlsignalen. Daher ist die 200-Tage-Linie nicht dafür geeignet, ein automatisches Handelssystem zu entwickeln; sie kann aber im Zusammenhang mit charttechnischen Formationen oder Indikatoren wichtige Hinweise geben.
monsitj - Fotolia.com