Wie funktioniert ein Hebel bei Aktien?
Traden mit Hebel - so geht's!
Gehören Sie auch zu denjenigen, die beim Wort „Hebel“ im Zusammenhang mit Finanzen gleich an die Lehman-Pleite von 2008 denken? Dieser Schock ist bei uns allen tief verankert, hat aber wenig mit einem Hebel auf Aktien für Privatanleger zu tun.
Bei Hebelprodukten handelt es sich um eine Sorte von Derivaten. Als Derivate wiederum werden alle Papiere bezeichnet, deren Kursentwicklung von der Preisentwicklung eines anderen Papiers, beispielsweise einer Aktie abhängig ist. Dabei muss nicht jedes Derivat ein Hebelprodukt sein, oft ist dies jedoch in der Praxis der Fall.
Die meisten Derivate werden von institutionellen Vollprofis gehandelt. Für Sie als Privatanleger bleiben in der Regel spezielle Gruppen von Hebelprodukten. Bekannte Vertreter sind hierbei CFDs, Optionsscheine und Zertifikate. Generell gilt: Derivate sind Werkzeuge. Es hängt von Ihnen ab, ob Sie damit Gewinne erzielen oder Verluste machen!
Beachten Sie:
Auch als Privatanleger können Sie mit einem Hebel arbeiten. Dies bedeutet, dass Sie mit einem Produkt weitaus mehr Kapital an den Märkten bewegen können, als Sie selbst an Geld für den Kauf des Hebelprodukts eingesetzt haben. Der Hebel kann in beide Richtungen laufen. Von überbordendem Gewinn bis zum Totalverlust ist alles möglich.
Hebelzertifikate auf Aktien
Die Bezeichnung Hebelzertifikat rührt daher, dass diese Zertifikate eine im Vergleich zum Basiswert überproportionale Wertentwicklung aufweisen. Steigt Ihre Aktie bspw. um 10 Prozent, so würde sich ein Long-Zertifikat mit einem Hebel von z.B. 8 um 80 Prozent verteuern.Die Aussicht auf solch stattliche Gewinne ist der Hauptgrund für die Beliebtheit von Hebelzertifikaten und anderen Hebelprodukten.
Der Hebel wirkt allerdings auch in die andere Richtung. Fällt die Aktie um 8 Prozent, so erleiden Sie ebenfalls einen Verlust von 80 Prozent. Unter Umständen kann Ihr Hebelzertifikat auch komplett wertlos werden. Daher heißen diese Produkte auch Knock-out-Zertifikate. Lesen Sie dazu meinen Beitrag "Knock-Out-Zertifikate und Hebelzertifikate einfach erklärt". Bei Hebelzertifikaten gibt es keine "Nachschusspflicht", das heißt, Investoren können sich auch bei stärkeren Verlusten nicht verschulden, da ihr maximales Verlustrisiko auf den Kapitaleinsatz begrenzt ist.
Optionsscheine auf Aktien
Der Wert der Option richtet sich nach einem Basiswert. Das kann zum Beispiel ein Index wie der DAX oder eben eine Aktie sein. Mit Optionsscheinen wetten Sie darauf, dass der zukünftige Preis des Basiswerts über oder unter dem aktuellen Preis liegen wird. Auf steigende Preise wetten Sie mit einer Call-Option, auf fallende Preise mit einer Put-Option. Aufgrund der Hebelwirkung, wirken sich Kursänderungen der Aktie auch hier übermäßig auf den Wert der Option aus. Und wie überall, wo Sie mit einem Hebel arbeiten, steht einer höheren Rendite-Chance auch ein höheres Risiko gegenüber.
CFDs auf Aktien
Beim Handel mit CFDs (Contracts for Difference) können Sie an Kursbewegungen von Aktien und anderen Basiswerten partizipieren. Wie der Name schon vermuten lässt, wird bei einem Differenzkontrakt die Kursdifferenz zwischen Ein- und Ausstiegszeitpunkt, der sogenannte Spread, gehandelt. Dabei können Sie CFDs handeln, die von steigenden Kursen (Long-CFD), und solche, die von fallende Notierungen der Aktie profitieren (Short-CFD).
Der bedeutendste Unterschied von CFDs zu klassischen Wertpapieren wie Aktien oder Fonds ist, dass beim CFD-Handel nur ein geringer Kapitaleinsatz erforderlich ist, die CFDs sich aber dennoch 1:1 zum zugrundeliegenden Basiswert entwickeln. Kurz gesagt: Alle den Basiswert kursbeeinflussenden Faktoren schlagen beim CFD-Handel voll auf den Differenzkontrakt durch. Beim CFD-Trading können Sie somit die vollen Kursbewegungen von Aktien (und anderen Basiswerten) mit einem Bruchteil des eigentlich erforderlichen Kapitals handeln. Die Hebelwirkung ist sehr hoch.
Böhms Praxistipp
Die Hebelwirkung macht Hebelzertifikate, Optionsscheine und CFDs auch für Börseneinsteiger reizvoll. Lassen Sie sich davon nicht blenden! Auch die Risiken sind hoch. Sie sollten erst Erfahrungen mit Aktien gesammelt haben, bevor Sie sich an diese Produkte wagen. Als Einsteiger bei Hebelprodukten sollten Sie zudem anfangs lieber kleine Hebel wählen, um das Traden zu üben und keine zu hohen Risiken einzugehen. Vergessen Sie auch nie beim Handel mit Hebelzertifikaten, Optionsscheinen und CFDs Stop-Loss-Orders zu setzen.
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