Kapitalerhöhung: Segen oder Fluch für die Aktionäre?
Wozu dient eine Kapitalerhöhung?
Kapitalerhöhungen dienen nur einem einzigen Zweck: Frisches Geld für die Firma. Auch wenn dieses Instrument heute noch regelmäßig zum Einsatz kommt, sorgt das niedrige Zinsniveau vermehrt für die Aufnahme von Krediten.
Durch Kredite wird der Anteil des Fremdkapitals erhöht, Kapitalerhöhungen dienen dem Aufbau von Eigenkapital, die Schulden erhöhen sich durch diesen Vorgang also nicht.
Die Fakten zur Kapitalerhöhung auf einen Blick
- Eine Kapitalerhöhung muss von der Hauptversammlung beschlossen werden.
- Das Eigenkapital wird gestärkt.
- Aktionäre erhalten in der Regel ein Bezugsrecht und sollten es wahrnehmen.
- Bei Nichtausübung sinkt der Anteil am Unternehmen entsprechend.
- Für Übernahmen und Investitionen in die Zukunft sind Kapitalerhöhungen wichtig und richtig.
- Müssen Altschulden mit einer Kapitalerhöhung getilgt werden, spricht man von einer schwachen Bilanz
Die einzelnen Punkte erkläre ich Ihnen im weiteren Verlauf dieses Artikels selbstverständlich ausführlich!
Kapitalerhöhung und Bezugsrecht
Die Kapitalerhöhung muss von der Hauptversammlung genehmigt werden. In der Regel wird noch nicht über die konkrete Maßnahme abgestimmt, sondern der Vorstand holt sich für einen befristeten Zeitraum die allgemeine Zustimmung der Aktionäre ein.
Grundsätzlich werden Kapitalerhöhungen mit einem Bezugsrecht für die Aktionäre durchgeführt. Ihnen wird durch ein sogenanntes Bezugsrecht entsprechend ihrer Beteiligungsquote eingeräumt, die neuen Aktien zu beziehen, damit ihr Anteil am Unternehmen konstant bleibt. Damit ist der Aktionär gesetzlich vor einer Verwässerung geschützt. Lässt er das Bezugsrecht verfallen oder verkauft es (bei großen Kapitalerhöhungen werden diese oft an der Börse gehandelt), dann sinkt sein Anteil an der Gesellschaft dementsprechend. Unter bestimmten Umständen ist es dem Vorstand auch möglich, Kapitalerhöhungen unter Ausschluss des Bezugsrechts durchzuführen.
Wussten Sie schon?
Ursprünglich wollte der Gesetzgeber eine höhere Flexibilität für das Unternehmen schaffen, um schnell auf bestimmte Marktsituationen reagieren zu können. Kritiker bemerken zu Recht, dass diese Ausnahmeregelung heute unangemessen oft zum Einsatz kommt. Für die Gesellschaft ist dieses Verfahren natürlich deutlich weniger aufwändig.
Wann sind Kapitalerhöhungen sinnvoll ?
Größere Übernahmen können strategisch sinnvoll sein und müssen bezahlt werden. Ebenso können Ausgaben im Bereich der Forschung und Entwicklung die langfristige Ertragslage verbessern. Es ist kein Zufall, dass z.B. Immobilienunternehmen häufiger Kapitalerhöhungen durchführen, wenn sich die Chance auf den Kauf oder die Erstellung eines lukrativen Immobilien-Portfolios ergibt. Ähnlich, wenn auch mit mehr Risiko verbunden, ist es mit Biotech-Unternehmen, die ihre Forschung finanzieren müssen. In sehr vielen Fällen ist diese Maßnahme also sinnvoll und richtig.
Böhms Praxistipp
Auch wenn der Aktienkurs nach Verkündung der Durchführung einer Kapitalerhöhung normalerweise immer mit einem Abschlag reagiert, ist diese Maßnahme nicht negativ zu bewerten, sofern der Verwendungszweck des Geldes plausibel erscheint. Sind Sie in einem Qualitätsunternehmen investiert, dann sollten Sie Ihr Bezugsrecht, sofern gewährt, auch wahrnehmen, um den Anteil konstant zu halten.
Wenn aber eine Kapitalerhöhung zwangsläufig durchgeführt werden muss, weil die Bonität des Unternehmens für eine Bankfinanzierung nicht ausreicht, dann sollten Sie Abstand nehmen und die Aktie verkaufen – oder wenigstens nicht an der Kapitalerhöhung teilnehmen. Allgemein lässt sich sagen, dass eine Erhöhung des Grundkapitals wenig vertrauenserweckend ist, wenn das Geld für die Tilgung von Schulden benötigt wird.
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