Aktiensplit: Reine Kosmetik oder steckt mehr dahinter?
Was ist ein Aktiensplit?
Gelegentlich führen börsennotierte Unternehmen sogenannte Aktiensplits durch. 2015 war dies z.B. bei der Supermarktkette Kroger der Fall. Gesplittet wurde im Verhältnis 2:1 - wer also vorher 100 Aktien im Depot hatte, der ist nun im Besitz von 200 Stücken, die sich allerdings im Wert beinahe halbiert haben. Genau dieses „beinahe“ deutet darauf hin, welchen Vorteil sich Unternehmen von dieser Kapitalmaßnahme versprechen. Verstehen Sie, was ich meine?
Die Fakten zum Aktiensplit auf einen Blick
- Ein Aktiensplit dient der Kosmetik.
- Er muss von der Hauptversammlung beschlossen werden.
- Die Anzahl der Aktien erhöht sich entsprechend dem Verhältnis, in dem die Kapitalmaßnahme durchgeführt wird.
- Anteil am Unternehmen bleibt gleich.
- In den meisten Fällen hat die Ankündigung eines Aktiensplits kurzfristig einen positiven Effekt auf den Kursverlauf.
- Als Anleger müssen Sie selber nicht tätig werden.
Die einzelnen Punkte erkläre ich Ihnen im weiteren Verlauf dieses Artikels selbstverständlich ausführlich!
Wie funktioniert ein Aktiensplit?
Ein Aktiensplit bedarf der Zustimmung der Aktionäre und muss daher mit einfacher Mehrheit auf der Hauptversammlung beschlossen werden. Je nach Verhältnis der neuen Anteile erhöht sich dementsprechend die Anzahl der Aktien. Der Anteil des einzelnen Aktionärs am Unternehmen bleibt somit gleich und auch am Eigenkapital der Gesellschaft verändert sich nichts, denn der Nennwert der einzelnen Aktie wird entsprechend reduziert - eine klare Abgrenzung zur Kapitalerhöhung.
Aktiensplits bei Netflix und Apple
Objektiv betrachtet, ist ein Aktiensplit eine rein kosmetische Maßnahme. Die Aktien werden optisch billiger und somit gerade für Privatanleger leichter handelbar. Auch wenn der erhoffte Effekt ziemlich offensichtlich ist – seine Wirkungsweise ist unübersehbar. Der Videostreaming Anbieter Netflix führte beispielsweise 2015 einen Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 7 durch. Mit einem Kurs von rund 700 Dollar war das Papier wahrlich in luftige Höhen aufgestiegen. Am Tag der Teilung legte die Aktie um 16 Prozent zu, obwohl sich faktisch nichts an den Aussichten des Unternehmens geändert hatte. Einen ähnlichen Aufschwung erfuhr der iPhone-Hersteller Apple, der 2014 ebenfalls einen Split im Verhältnis 1 zu 7 durchführte.
Eine Aktie von Berkshire Hathaway, der legendären Investmentgesellschaft von Altmeister Warren Buffett, kostet rund 212.000 US-Dollar. Eine Ausnahme. Die meisten Vorstände haben hingegen in ihrer Bonus-Regelung auch Performance-Kriterien bzgl. des Aktienkurses. Insofern besteht ein erhöhtes Interesse an einer gewissen Attraktivität für Anleger. Es bleibt unter dem Strich eine rein optische Maßnahme.
Böhms Praxistipp
Wenn Sie eine Aktie im Depot haben, bei der ein Aktiensplit durchgeführt werden soll, brauchen Sie nicht tätig zu werden, die neuen Anteile werden Ihnen automatisch ins Depot gebucht. Bei der Ankündigung des Aktiensplits wird ein exakter Termin für diese Maßnahme verkündet. Die ISIN und die Wertpapierkennnummer sind für gewöhnlich identisch.
Um keine unfreiwillige Stop-Loss-Lawine auszulösen, werden diese Aufträge normalerweise von Ihrer Bank oder Ihrem Broker automatisch gelöscht. Trotzdem empfiehlt sich eine manuelle Prüfung und gegebenenfalls eine neue (dem Kurs angepasste) Order am Tag nach dem Aktiensplit. Das gleiche Verfahren gilt im Übrigen auch am Tag des Dividendenabschlages.
Steuerlich wirkt sich ein Aktiensplit übrigens ebenfalls nicht aus, denn es handelt sich nicht um eine neue Anschaffung.
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