Aktiengesellschaft: Worin besteht der Unterschied zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung?
AG vs. GmbH
Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Aktiengesellschaft (AG) sind beides so genannte juristische Personen. Im Gegensatz zu den Personengesellschaften wie der Gesellschaft bürgerliche Rechts (GbR), der offenen Handelsgesellschaft (oHG) und der Kommanditgesellschaft (KG) treten die natürlichen Personen bei GmbH und AG in den Hintergrund, diese Gesellschaftsformen sind anonymer und unabhängiger von einzelnen Personen.
Einer der wichtigsten Gründe eine GmbH oder eine AG zu gründen, ist die Beschränkung der Haftung. Bei beiden Gesellschaftsformen haften die Eigentümer (die Gesellschafter oder die Aktionäre) nur mit dem Kapital, das in der GmbH oder der AG steckt. Ausnahmen sind allerdings möglich. Das bedeutet: Geht die GmbH oder die AG pleite, dann verlieren die Eigentümer nicht ihr Privatvermögen.
Weitere Unterschiede zwischen AG und GmbH
Bei der Aktiengesellschaft ist es so, dass sich die Haftung über das gesamte Kapital und Vermögen der AG erstreckt. Konkret gesprochen: Ein Aktionär verliert bei einer Pleite der Aktiengesellschaft das Geld, das er beim Kauf für die Aktie gezahlt hat. Darüber hinaus haftet er nicht, selbst wenn noch Forderungen gegen die Aktiengesellschaft bestehen. Auch bei der GmbH ist, wie der Name schon sagt, die Haftung beschränkt, und zwar auf das Gesellschaftsvermögen.
Ein wichtiger Unterschied zwischen AG und GmbH ist die Höhe der Mindestkapitaleinlage, die zur Gründung der jeweiligen Gesellschaft gesetzlich vorgeschrieben ist. Bei der GmbH beträgt das Mindeststammkapital 25.000 Euro, bei der AG liegt das Mindestgrundkapital bei 50.000 Euro. Auch bei den Organen gibt es deutliche Unterschiede. Die Aktiengesellschaft hat stets drei Organe, nämlich den Vorstand, den Aufsichtsrat und die Hauptversammlung. Bei der GmbH besteht das nennenswerte Organ aus den Gesellschaftern.
Ein weiterer bedeutender Unterschied ist die Übertragung von Anteilen an der GmbH und der AG. Bei der GmbH erfordert der Verkauf und Kauf von Gesellschafteranteilen eine notarielle Beurkundung. Bei börsennotierten Aktiengesellschaften ist dagegen problemlos der Kauf und Verkauf von Aktien über die Börse möglich. Diese leichte Übertragbarkeit von Anteilen ist einer der Gründe, die für die AG spricht. Die Börsennotierung erleichtert auch das Einsammeln neuen Kapitals, da dieses breit gestreut von vielen Aktionären eingezahlt werden kann. Man spricht davon, dass neue Aktien emittiert werden, die von Aktionären gezeichnet werden können.
Böhms Fazit
Aktiengesellschaften besitzen viele Vorteile, aber auch einige Nachteile gegenüber einer GmbH. Es gibt mehr Kontrollrechte und mehr gesetzliche Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Das erhöht die Verwaltungskosten bei einer AG.
Börsennotierte Aktiengesellschaften
Eine Aktiengesellschaft muss keineswegs immer Anteile in Form von Aktien am Markt emittieren. Dennoch entscheiden sich viele Aktiengesellschaften für den Gang an die Börse, so dass in diesem Zusammenhang von einer börsennotierten Aktiengesellschaft gesprochen wird. Da der Börsengang allerdings mit erheblichen Kosten verbunden ist, lohnt sich diese Form der Kapitalbeschaffung meistens nur für mittelgroße und große Gesellschaften. Der Sinn und Zweck des Börsengangs besteht in erster Linie darin, Kapital einzusammeln, welches im Folgenden beispielsweise für neue Investitionen genutzt wird. Wie genau ein Börsengang funktioniert, erfahren Sie in meiner Infografik "Börsengang eines Unternehmens". Ebenso empfehle ich Ihnen die Grafik "Vorteile vs. Nachteile eines Börsengangs".
Beispiele für große börsennotierte Aktiengesellschaften
Allein in Deutschland gibt es über 100 große börsennotierte Aktiengesellschaften, von denen die 30 größten im DAX enthalten sind bzw. notiert werden. Sowohl von der Marktkapitalisierung als auch vom Transaktionsvolumen her handelt es sich beispielsweise bei den folgenden bekannten Unternehmen um große börsennotierte Aktiengesellschaften, die alle im DAX notiert sind:
- Daimler
- Deutsche Bank
- Bayer
- Allianz
- Volkswagen
- Deutsche Telekom
Die Aktien dieser Unternehmen sind teilweise schon seit Jahrzehnten über die Börse handelbar. Viele der 30 im DAX notierten börsennotierten Aktiengesellschaften zeichnen sich auf lange Sicht betrachtet durch eine stabile Rendite aus, zu der nicht nur steigende Kurse, sondern in der Regeln auch eine kontinuierliche Dividende beitragen.
Böhms Praxistipp
Sind die Unternehmen erfolgreich und erzielen Gewinne, dann werden diese – zumindest zum Teil – als Dividende an Sie als Aktionär ausgeschüttet. Erfolgreiche Aktiengesellschaften steigern zudem ihren Wert und dies führt in der Regel zu steigenden Aktienkursen. Als Aktionär profitieren Sie davon, indem Sie bei einem Verkauf der Aktie einen höheren Preis erzielen können.
Bertold Werkmann - Fotolia.com, Deutsche Börse AG