Britisches Pfund: Deal oder no Deal?
Immer noch sind die Rahmenbedingungen des Brexit völlig unklar. Steht das Pfund vor dem Absturz?
(Dr. Detlef Rettinger) Unsicherheit hat seit dem Brexit-Votum die Kursentwicklung beim Britischen Pfund bestimmt – und das wird voraussichtlich auch so bleiben. Zwar hat die Bank of England am 2. November den Leitzins auf 0,50 Prozent angehoben und damit die „Not-Zinssenkung“ vom August 2016 rückgängig gemacht, von Normalität ist das aber weit entfernt. Denn angesichts einer Inflationsrate von 3,0 Prozent wäre eigentlich ein höheres Zinsniveau dringend geboten. Doch die Notenbanker stellen für die nächsten drei Jahre nur zwei Zinsanhebungen in Aussicht. Und die auch nur, wenn sich der Brexit nicht deutlich negativ auf die Konjunktur auswirkt.
Das war bislang kaum der Fall, die Konjunktur zeigte sich überraschend robust. Inzwischen werden aber immer mehr Bremsspuren sichtbar, so fielen z.B. die Einzelhandelsumsätze im September so stark wie seit 2008 nicht mehr, die Autoverkäufe gaben um 12,2 Prozent nach und am Immobilienmarkt fallen die Preise. Dass sich damit ein starker Abschwung abzeichnet, ist aber nicht gesagt. Denn zum einen legte das BIP im 3. Quartal mit 0,4 Prozent stärker zu als erwartet, zum anderen befindet sich die Arbeitslosenquote auf einem Rekordtief.
Die Konjunktur erscheint besser als sie ist
Denn zum einen legte das BIP im 3. Quartal mit 0,4 Prozent stärker zu als erwartet, zum anderen befindet sich die Arbeitslosenquote auf einem Rekordtief. Das ist aber trügerisch, denn die meisten neu geschaffenen Jobs sind schlecht bezahlt. Trotz der guten Beschäftigungslage steigen die Löhne kaum und halten nicht mit der Inflation Schritt – real bleibt den Menschen also weniger in der Tasche. Kurzfristig entscheidender für die Entwicklung des Pfunds sind aber die Brexit-Verhandlungen. Die EU-Kommission hat der britischen Verhandlungsdelegation ein Ultimatum gesetzt: In zwei bis drei Wochen soll ein konkretes Angebot vorgelegt werden, wie viel London für die laufenden Verpflichtungen zu zahlen bereit ist.
Die britische Währung bleibt somit ein Spielball der Politik. Das Pfund hat sich seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar deutlich erholt. Das war zum einen auf die Schwäche des Dollars und zum anderen auf eine Stabilisierung des Pfunds zurückzuführen. GBP/USD ist dabei bis zur seit Mitte 2015 bestehenden Abwärtstrendlinie im Bereich von 1,3600 USD gestiegen. Dort ist der Wechselkurs aber Mitte September gescheitert. Sollte GBP/USD unter den kurzfristigen Support bei 1,3040 USD fallen, dann droht ein weiterer Rückgang bis auf 1,2800 USD. Sollte es zu einer Abwärtsspirale kommen, dann läge das nächste Ziel bei 1,2500 USD.
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Aktueller Kurs
1,3234 USD je GBP -
Kommentar
Sollte GBP/USD unter den kurzfristigen Support bei 1,3040 USD fallen, dann droht ein weiterer Rückgang bis auf 1,2800 USD. Sollte es zu einer Abwärtsspirale kommen, dann läge das nächste Ziel bei 1,2500 USD. -
Meine Einschätzung
kurzfristig langfristig
Kurz und kompakt
Sollten die jüngste Brexit-Verhandlungsrunde wieder keine Fortschritte bringen, dann droht dem Pfund ein Kurssturz. Denn bisher geht man am Devisenmarkt davon aus, dass irgendeine Art von Deal zustandekommt. Wird aber das „No-Deal-Szenario“ eingepreist, dann steigt die Unsicherheit weiter. Die Volatilität beim Pfund bleibt in jedem Fall hoch, Trader sollten vorsichtig agieren.
Themen: Großbritannien, Pfund, Brexit, Abwertung, Konjunktur, Charttechnik
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