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Ist der Zollstreit noch aufzuhalten?

Die EU und Japan schließen ein Freihandelsabkommen. Ist das der Ausweg aus dem Handelskrieg?

Welthandel

(Stefan Böhm) Schon wieder ein Kommentar zum Handelskrieg, zu Strafzöllen, Vergeltungsmaßnahmen und Donald Trump? Sie können sicher sein, dass ich mir ohne Probleme schönere Themen vorstellen kann. Allerdings sind die jüngsten Entwicklungen neutral ausgedrückt wirklich bemerkenswert, so dass ein genauer Blick auf die Thematik sehr aufschlussreich ist.

In einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBS bezeichnete Donald Trump die EU als Feind („foe“), noch vor Russland und China. Auch wenn der US-Präsident wahrscheinlich nur die wirtschaftliche Ebene der Beziehungen gemeint hat, ist diese Äußerung doch sehr entlarvend. Jeder, der noch die Hoffnung hegte, dass es im Handelsstreit doch nicht zum Äußersten kommen werde, weil Donald Trump sicher einen Deal schließen wolle, muss nun auch ein Scheitern dieses Ansatzes einkalkulieren. Inzwischen ist ziemlich klar, dass Donald Trump am liebsten nur mit einzelnen Ländern verhandelt, weil er glaubt, dadurch mehr erreichen zu können. Die Spaltung der EU steht sicherlich auf seiner Agenda, auch wenn das Trump-Lager das niemals öffentlich zugeben würde. Sie wissen, dass ich kein Anhänger von Verschwörungstheorien bin, doch eine weitere Eskalation im Handelsstreit und eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zu den USA scheint geradezu unausweichlich.

Für die Europäer ist es daher die logische Konsequenz, sich anderweitig zu orientieren. Da passt es doch sehr gut, dass die EU und Japan heute das bislang größte Handelsabkommen der EU unterzeichnen. Der Jefta genannte Vertrag steht für rund 30 Prozent des Welthandels, 99 Prozent aller Zölle werden künftig entfallen und die Firmen um Milliarden Euro entlasten. Freilich ist Jefta nicht wegen Donald Trump ins Leben gerufen worden, die EU und Japan verhandeln schon seit fünf Jahren. Sicher haben die bisherigen zwei Trump-Jahre aber als Beschleuniger gewirkt. Zugleich senden die Europäer ein Signal: In Asien ist auch ein Handel möglich, der nicht über China führt. Experten zufolge wird sich der Handel der EU mit Japan durch Jefta verdoppeln – das ist eine Sprache, die auch Donald Trump verstehen sollte.

Fazit

sprechblase Kurz und kompakt

Der Welthandel wie wir ihn bisher kannten, steht zwar nicht vor dem Aus, aber vor einer grundlegenden Neuordnung. Freihandelsabkommen wie Jefta weisen den Weg für alle Staaten, die nicht dem Isolationismus anhängen und die an die Vorteile einer arbeitsteiligen Wirtschaftsordnung glauben. Donald Trump glaubt zwar, die besseren Karten im Zollpoker in der Hand zu halten, doch der Schuss könnte auch nach hinten losgehen – vor allem auf lange Sicht. Trumps Nachfolger, sei es in zwei oder auch erst in sechs Jahren, kann sich jedenfalls schon jetzt auf einen Scherbenhaufen einstellen, dessen Beseitung sehr lange dauern wird.

Stefan Böhm
Wenig Zeit?
Bildquellen:
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