08.07.2016

DAX: Weiterer Absturz oder Chance?

Brexit-Blues und Italo-Banken drücken den DAX. Immerhin: In den USA sieht es besser aus.

(Dr. Detlef Rettinger) Immer noch völlig unklar ist, ob, wann und wie der Brexit vollzogen wird und wie danach das Verhältnis Großbritanniens zur EU aussehen wird. Die politische Klasse des Landes ist immer noch mit sich selbst beschäftigt, vieles bleibt im Ungewissen. Genau das ist schlecht für die Aktienkurse und für den DAX.

Derweil schaffen manche Firmen Fakten und manche Anleger bekommen kalte Füsse, insbesondere am britischen Immobilienmarkt. Einige britische Immobilienfonds mussten inzwischen geschlossen werden, da zuviele Anleger ihre Anteile zurückgeben wollen. Die Angst vor einer platzenden Immobilienblase hat sicherlich einen realen Hintergrund.

Da der große Exodus aber noch gar nicht begonnen hat und London mit Sicherheit auch nach einem Brexit ein gefragter Standort bleiben wird, ist es wohl vor allem das Bauchgefühl, das viele Anleger zum verkaufen verleitet. Verständlich, aber nicht sehr rational, denn die unsichere Marktlage wird dadurch erst noch richtig verschärft.

Nächste Bankenkrise am Horizont

Auch in Italien gibt es neue Symptome, die an die Finanzkrise 2008 erinnern. Laut italienischer Zentralbank gelten Kredite im Volumen zwischen 209 und 348 Mrd. Euro als faul. Zwar haben die Banken das meiste schon abgeschrieben, 40 Mrd. Euro sind aber immer noch offen. Die Großbanken UniCredit und Intesa Sanpaolo stehen noch vergleichsweise „gut“ da.

Analysten sehen die Ursache der Misere in der jahrelangen italienischen Wachstumsschwäche. Staatshilfen wie in Irland oder Spanien sind trotzdem unwahrscheinlich, denn mit der EU-Bankenunion gelten inzwischen andere Regeln. Doch wie soll das Problem gelöst werden? Im Moment ist das völlig unklar, die Vorschläge reichen von pleite gehen lassen bis Verstaatlichung. Kein Wunder dass die Bankaktien derzeit stark unter Druck stehen, denn Unsicherheit ist für Aktienkurse immer schlecht.

Chart & Info

Aktueller Kurs
9.615,10 Punkte
Unterstützungen
9.530, 9.400, 9.330, 9.130
Widerstände
9.700, 9.800, 9.950, 10.070
Abstand 200-Tage-Linie
–443 Punkte
Dax-KGV 2016e
11,7 (langfr. Durchschnitt: 14,8)
Meine Einschätzung
kurzfristig langfristig

Fazit

Kurz und kompakt

Die Lage in Europa bleibt verzwickt. In den USA sieht es dagegen deutlich besser aus, das zeigten am Freitag die starken US-Arbeitsmarktdaten für Juni. Die Beschäftigung legte mit einem Plus von 287.000 deutlich stärker als erwartet zu. Der US-Index S&P 500 kletterte dadurch auf den höchsten Stand seit 12 Monaten! Der Für den DAX bleiben die Aussichten trotzdem eher trübe. Immerhin ist durch den erneuten Anstieg über den Widerstand bei 9.500 Punkten die Chance auf eine Stabilisierung gestiegen.