Rohstoffaktien – Kursschwäche als Einstiegschance?
Rohstoffaktien-ETFs: Wer im Vergleich vorne liegt...
(Lars Erichsen) Die Furcht vor einer deutlichen Abschwächung der Weltkonjunktur belastete in den letzten Monaten den Rohstoffmarkt. Besonders aus China wurden schwache Konjunkturdaten gemeldet, aber auch in den USA scheint die Konjunktur an Schwung zu verlieren. Europa zeigt sich ohnehin wenig dynamisch. Die Folgen sind nicht nur am Markt für Energierohstoffe wie Öl spürbar, sondern auch bei den Industriemetallen. Die Preise von Aluminium, Kupfer, Nickel & Co. kamen nach dem Anstieg Ende 2022 bereits im 1. Quartal 2023 wieder unter Druck und entwickeln sich seitdem mehr oder weniger seitwärts.
Hauptgrund für dieses Auf und Ab waren die Ende 2022 aufkeimenden großen Hoffnungen auf eine deutliche Erholung der rohstoffhungrigen chinesischen Wirtschaft nach Beendigung der harten Lockdowns. Diese erwiesen sich aber als übertrieben, die Konjunktur in China kam bislang nicht wirklich in Schwung. Die Nachfrage nach Industriemetallen und anderen Rohstoffen entwickelte sich daher 2023 schwächer als erwartet. Die Daten der Forschungsinstitute zeigen z.B. bei Kupfer, Blei und Zink aktuell eine Überversorgung des Markets.
Das verdeutlicht auch der Kursverlauf des WisdomTree Industrial Metals ETC (WKN: A0KRLD), der die Preisentwicklung eines Korbs an Metallen 1 zu 1 widerspiegelt. Die Gewichte in diesem Korb sind wie folgt: Kupfer 34,9%, Aluminium 27,8%, Zink 17,7%, Nickel 13,3% und Blei 6,4%. Der ETC stieg Ende 2022 deutlich an, fiel aber dann rasch wieder zurück. In den letzten Monaten hielten die Sorgen vor einer Abkühlung der Weltkonjunktur den ETC auf einem niedrigen Niveau:
Aber nicht nur diese Preisschwäche drückte in den letzten Monaten auch auf die Kurse der Aktien der Rohstoffkonzerne, die stark gestiegenen Zinsen wirken sich ebenfalls negativ auf das kapitalintensive Geschäft aus. Geringere Nachfrage, niedrigere Rohstoffpreise, gestiegene Kosten und höhere Zinsen verschlechtern die Bilanzen der Rohstoffunternehmen.
Die Rohstoffnachfrage wächst langfristig
Mittelfristig aber wächst weltweit der Bedarf an Rohstoffen wie Kupfer, Eisenerz etc., denn der forcierte Umbau der Energieinfrastruktur, die Digitalisierung und Elektrifizierung sowie die zunehmenden Investitionen in die Rüstung sind ressourcenintensiv. Das Angebot wird vielfach mit der langfristig steigenden Nachfrage nicht mithalten können, zumal die aktuell relativ niedrigen Preise für viele Rohstoffe den Anreiz für Investitionen in neue Minenprojekte verringern. Dazu kommen stark steigende Kosten, auch wegen zunehmender Umweltauflagen.
Gefördert, produziert und verarbeitet werden Rohstoffe meist von großen, international operierenden Konzernen, denn dieses Geschäft erfordert immense Investitionen und einen langen Atem. Unternehmen wie Rio Tinto, BHP Biliton, Anglo American, Glencore und andere würden von einer erhöhten Rohstoffnachfrage und auch von höheren Verkaufspreisen profitieren. Die Konzerne produzieren alle eine Vielzahl an Rohstoffen, sind aber unterschiedlich ausgerichtet.
Rohstoffaktien bieten daher meiner Ansicht nach mittelfristig große Chancen für Anleger. Wer auf die gesamte Branche setzen will, der könnte auf ETFs zurückgreifen, allerdings haben die zur Verfügung stehenden Indexfonds neben Stärken auch ihre Schwächen.
Starke Klumpenbildung im STOXX Europe 600 Basic Res. ETF
So haben die ETFs oft einen regionalen Schwerpunkt, wie z.B. der Lyxor STOXX Europe 600 Basic Resources (WKN: LYX01X | ISIN: LU1834983550). Aus geschichtlichen Gründen haben allerdings mit Rio Tinto, Glencore und Anglo American drei der größten Rohstoffkonzerne ihren Sitz in Europa, der ETF bietet daher dennoch eine ganz gute Abdeckung des Sektors.
Die Klumpenbildung im 18 Aktien umfassenden STOXX Europe 600 Basic Resources Index ist allerdings groß, auf die genannten drei global agierenden Rohstoffriesen entfallen allein fast 60% der Gewichtung. Ebenfalls prominent im Index vertreten sind holzverarbeitende Konzerne wie UPM Kymmene, Stora Enso und Svenska Cellulosa. BHP Group war 2021 noch der zweitschwerste Titel im STOXX Europe 600 Basic Resources, gilt inzwischen aber als australischer Konzern und ist nicht mehr im Index enthalten.
VanEck Vectors Global Mining ETF: Auch Goldminen enthalten
Eine Alternative ist der VanEck Vectors Global Mining ETF (WKN: A2JDEJ | ISIN: IE00BDFBTQ78). Der zugrundeliegende EMIX Global Mining Constrained Weights Index ist wirklich global ausgerichtet, es sind z.B. auch die Aktien von BHP Group, Vale und die des Kupferproduzenten Freeport McMoran enthalten.
Zudem ist das Gewicht der einzelnen Indexmitglieder beschränkt, so dass es keine Klumpenbildung geben kann. Keine Aktie darf mehr als 9% des Index ausmachen und zusätzlich dürfen die Aktien im Index mit einem Gewicht von 4,5% oder höher in der Summe nicht mehr als 36% betragen. Rio Tinto hat eine Doppelnotiz und ist im Index durch die australische und die britische Aktie vertreten, daher ist dessen Anteil zusammen höher als 9%.
Der Nachteil, wenn man so will: Im Index sind auch die Aktien von Gold-Produzenten enthalten. Unter den 35 Aktien mit der höchsten Indexgewichtung befinden sich 10 mit einem Gewicht von zusammen 19,4%, die überwiegend im Goldmarkt tätig sind. Das verwässert den Fokus auf Rohstoffaktien, die von einer Konjunkturerholung profitieren. Allerdings fördern Konzerne wie Newmont Mining und Barrick Gold nicht nur Gold, sondern auch Industriemetalle. Zudem schätze ich auch die Aussichten für Edelmetalle langfristig als positiv ein.
Die höchste Gewichtung im Index haben die vier Rohstoff-Riesen Rio Tinto, BHP Group, Glencore und Vale mit zusammen 34,4%. Dahinter folgen der Kupferproduzent Freeport McMoran und der ebenfalls breit aufgestellte Rohstoffkonzern Anglo American. Ebenfalls unter den Top 10 finden sich die drei Goldaktien Newmont Mining, Barrick Gold und Agnico Eagle Mines. Mit 127 Aktien ist der ETF breit investiert.
Der Sektor „Materials“
Darüber hinaus gibt es viele ETFs, die sich wie z.B. der global anlegende Xtrackers MSCI World Materials (ISIN: IE00BM67HS53 | WKN: A113FL) auf den Sektor „Materials“ beziehen. Hier sind dann neben den Produzenten von Rohstoffen auch die von Grundstoffen enthalten. Unter den Top 10 im MSCI World Materials Index sind z.B. die Industriegas-Spezialisten Linde, Air Liquide und Air Products & Chemicals zu finden. Dazu kommen Chemieunternehmen wie Sherwin Williams und Ecolab. Diese profitieren zwar ebenfalls von einer Konjunkturerholung, aber nicht unbedingt von einem Anstieg der Rohstoffpreise, weil sie das zum Teil auch in steigenden Kosten zu spüren bekommen.
Die drei Rohstoffaktien-ETFs zeigten in den letzten 5 Jahren ähnliche Schwankungen, aber unter dem Strich sehr unterschiedliche Entwicklungen. Auf den starken Anstieg bis April 2022 folgte in allen Fällen eine starke Korrektur.
Besonders der VanEck Vectors Global Mining ETF und der Lyxor STOXX Europe 600 Basic Resources ETF haben auf Sicht der letzten 5 Jahre teils deutlich besser abgeschnitten als ein ETF auf den MSCI World. Erst seit Mitte 2022 hat der ETF auf die Aktien der Industrieländer dank der Stärke von Indexschwergewichten wie Nvidia, Microsoft, Apple u.a. besser performt als die Rohstoffaktien-ETFs.
Mein Fazit
Auf Sicht der letzten 5 Jahre hat der VanEck Vectors Global Mining ETF besser abgeschnitten als die anderen beiden Branchen-ETFs. Das heißt nicht, dass das auch in Zukunft so sein wird, aber es zeigt nicht zuletzt die Stärke der breiten Aufstellung des ETFs im Metalle-Sektor. Der VanEck ETF ist daher meiner Ansicht nach die beste Wahl, wenn man auf den Sektor der Metalle, von Kupfer bis Gold, insgesamt setzen will.
Die Unternehmen im Lyxor Basic Resources ETF produzieren zwar eine breite Palette an Rohstoffen, die starke Klumpenbildung ist aber ein Nachteil. Geeignet, um von einem steigenden Interesse der Anleger an Rohstoffinvestments zu profitieren, ist der ETF aber durchaus.
Der Xtrackers Basic Materials ETF kann mit seiner Ausrichtung auf Grundstoffe nicht als reines Investment im Rohstoffsektor gesehen werden. Von allen drei Branchen-ETFs zeigt er aber die geringsten Schwankungen.
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