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Platzt am Aktien-Markt eine KI-Blase?

(Lars Erichsen) Die Aktien-Märkte standen am Montag stark unter Druck – besonders die Aktien der KI-Revolutionäre wie Nvidia, ARM Holdings oder auch Cisco Systems und Taiwan Semiconductor (siehe Chart unten). Aber auch Aktien wie Siemens Energy, die vom Ausbau der für die KI benötigten Energieinfrastruktur profitieren, wurden mit in die Tiefe gerissen. Grund waren Meldungen über ein angeblich sehr kostengünstiges aber trotzdem sehr leistungsfähiges KI-Modell eines chinesischen Start-ups. Ist das der Anfang des Platzens einer KI-Blase am Aktien-Markt?



Zweifel an den hohen Milliarden-Investitionen

Doch der Reihe nach: Noch in der letzten Woche zementierten die Tech-Riesen OpenAI,SoftBank, Oracle sowie die Investmentfirma MGX zusammen mit der neuen Trump-Regierung die Machtverhältnisse im Bereich der Künstlichen Intelligenz – so zumindest schien es.

Gemeinsam kündigten sie das „Stargate Project“ an. Ziel dieses Projekts ist es, bis 2029 bis zu 500 Mrd. US-Dollar in die KI-Infrastruktur in den USA zu investieren. Die Ankündigung erfolgte im Weißen Haus durch Präsident Donald Trump, der das Vorhaben mit all seiner Macht unterstützt. Technologie-Partner sind auch Nvidia, ARM Holdings und Microsoft. Das Projekt plant den Bau von Rechenzentren, beginnend in Texas, und zielt darauf ab, über 100.000 Arbeitsplätze in den USA zu schaffen.

Wir alle wissen inzwischen, dass Donald Trump es persönlich nimmt, wenn er sich vorgeführt fühlt. Und genau dies ist nun passiert. Das erst 2023 gegründete chinesische KI-Start-up „DeepSeek“ hat sich auf die Entwicklung fortschrittlicher Sprachmodelle spezialisiert und steht damit z.B. mit OpenAI in direkter Konkurrenz.

Das am 20. Januar veröffentlichte Open-Source-Modell „DeepSeek R1“ soll sich durch hohe Effizienz und niedrige Entwicklungskosten (angeblich nur 5,6 Mio. US-Dollar) auszeichnen und in verschiedenen Benchmarks erfolgreich mit führenden Modellen westlicher Unternehmen wie OpenAI konkurrieren. Sind die vielen Milliarden für das „Stargate Project“ also gar nicht nötig oder sogar zum Fenster rausgeworfen?

Kann man den Informationen trauen?

R1 soll nur einen Bruchteil der Rechenleistung von OpenAI benötigen, die Kosten wären entsprechend deutlich niedriger, was für Halbleiter-Produzenten eine schlechte Nachricht ist, denn es würden schlichtweg weniger Chips und auch nicht die modernsten Hochleistungs-Chips benötigt. Auch der Energieverbrauch scheint wesentlich geringer zu sein als bei Modellen wie denen von OpenAI. Doch wie hat DeepSeek das geschafft, schließlich ist der technologische Vorsprung der US-Konzerne real und auch noch durch harte US-Sanktionen abgesichert.

Nach allem, was bisher bekannt ist und unter der Voraussetzung, dass die Informationen auch stimmen, gelang es DeepSeek, den chinesischen Rückstand auf der Hardwareseite durch Software-Optimierungen und neuartige Modellarchitekturen auszugleichen.

Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit diese Ansätze langfristig den Bedarf an fortschrittlicher Hardware vollständig kompensieren können. Außerdem gibt es Bedenken hinsichtlich der politischen Neutralität der Modelle. Berichte deuten darauf hin, dass „DeepSeek R1“ bestimmte politische Themen vermeidet oder zensiert, was für Nutzer in den westlichen Ländern eine erhebliche Einschränkung bedeuten könnte.



Doch es gibt auch noch andere Fragen: So ist es nicht unvorstellbar, dass DeepSeek über Umwege an die eigentlich sanktionierten Nvidia High-End-Chips gelangt ist. ChatGPT war bis GPT-4 ein frei zugängliches Open-Source-Modell, das von den Chinesen hätte benutzt werden können. Konnte womöglich auf diese Weise das eigene Modell trainiert werden? Wenn wir uns die Leistungsdaten in der Grafik oben anschauen, wird deutlich, dass „DeepSeek R1“ und OpenAI-o1 fast identisch sind, was die Leistungsfähigkeit betrifft. Ist das ein Zufall? Wir wissen es nicht...

Die Letzten werden die Ersten sein?

Sollte es tatsächlich zutreffen, dass mit weniger Rechenpower, weniger Energie und geringeren Investitionen KI-Modelle trainiert werden können, die mit denen der US-Techriesen mithalten können, wäre dies ein disruptiver Moment für die gesamte KI-Branche und die darauffolgende Wertschöpfungskette. Der gesamte Investitionsfahrplan von „Stargate Project“ und ähnlichen Vorhaben müsste dann auf den Prüfstand gestellt werden. Doch auch die Bosse von Microsoft, Alphabet und Co. müssten sich die Frage gefallen lassen, warum sie das Geld ihrer Aktionäre mit vollen Armen aus dem Fenster werfen.

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet die Apple-Aktie am Montag stark zulegen konnte, während die restliche Tech-Aktienwelt hohe Kursverluste einfuhr. Apple gilt als KI-Nachzügler ohne besonders ambitionierte (und damit teure) KI-Pläne. Löst sich also der scheinbar unaufholbare KI-Vorsprung der Platzhirsche in Luft auf? Für viele Unternehmen würde dies neue Chancen eröffnen, gerade auch in Europa und Deutschland.

Mein Fazit

Du siehst, es sind noch viele Fragen offen. Klar ist aber, dass die Folgen des chinesischen Erfolgs weit über das KI-Thema hinausgehen. Wird Donald Trump seinen Kurs gegenüber China jetzt weiter verschärfen? Seine erste Reaktion lässt dies erwarten. Selbstzweifel kennt Trump allerdings auch jetzt nicht. „Wir werden alles dominieren", lautete sein Fazit. Klein beigeben ist eben nicht sein Ding.

Halbleiter-Konzerne wie Nvidia, ASML und viele andere müssen jetzt schon mit Beschränkungen zurecht kommen. Die Entwicklungen um DeepSeek könnten diesen restriktiven Kurs weiter verstärken, da sie aus Sicht der US-Regierung die Notwendigkeit unterstreichen, die amerikanische Führungsposition in der KI-Forschung und -Entwicklung mit noch weitergehenden Maßnahmen zu sichern und auszubauen. Für die großen US-Technologieaktien könnte damit eine Phase erhöhter Volatilität anbrechen. Für viele andere Unternehmen, die nun auf einen günstigeren Zugang zu KI hoffen, könnten sich dagegen nun neue Chancen auftun.

Bildquellen: © Adobe Stock | sabida | Datei-Nr.: 284087650

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