Mittelstandsanleihen: Hohes Risiko für Anleger!
Steilmann, German Pellets, KTG Agrar und jetzt die Enterprise Holdings: Die Pleiten häufen sich!
(Stefan Böhm) Sie kennen sicher noch die Schlagzeilen. Die Pleiten von Steilmann, German Pellets und KTG Agrar haben auch viele Anleiheanleger mit in den Abgrund gezogen. Mit der Enterprise Holdings droht nun der nächste Reinfall. Das Unternehmen ist ein Spezialversicherer, der knapp 40 Mio. Euro in zwei Anleihen ausstehen hat (Fällig 2017 und 2020). Das Unternehmen, das auf der Kanalinsel Jersey seine Heimat hat, bietet Versicherungen an, die kein anderer Versicherer anbieten möchte. Medienberichten aus Irland zufolge ist Enterprise hoffnungslos pleite. Angeblich fehlen 11 bis 18 Mio. Pfund. Die Aufsichtsbehörde habe daher jegliches Neugeschäft verboten und Auszahlungen ohne Genehmigung untersagt.
Enterprise Holdings: Wertloses Rating
Kein Ruhmesblatt haben sich in dem Drama die Analysten der Creditreform verdient. Inzwischen wurde das Rating zwar ausgesetzt, die 2017er Anleihe war jedoch anfangs mit A- bewertet, das ist das beste Rating am gesamten Markt der Mittelstandsanleihen. Auch kurz vor dem Absturz lag das Rating noch bei BBB- und damit im soliden Bereich.
Mit anderen Worten: die Creditreform hat bei Enterprise Holdings nur wertloses Papier produziert, das womöglich bei Anlegern trügerische Sicherheitsgefühle geweckt hat. Spannend wird es im September, wenn es Enterprise bis dahin noch gibt. Dann steht die Zinszahlung an, für die angeblich Geld auf Sonderkonten geparkt wurde.
Der Absturz der Anleihe zeigt allerdings, dass die Anleger wenig Vertrauen darauf setzen, dass auch genug Geld für eine vollständige Zinszahlung da ist. Das betrifft jedoch das gesamte Segment der Mittelstandsanleihen. Capmarcon Capital hat analysiert, dass das Rückzahlungsjahr 2017 katastrophal ausfallen dürfte. Eigentlich sind 1,12 Mrd. Euro fällig, doch schon jetzt gelten 681 Mio. Euro als leistungsgestört. In anderen Worten: Bei mehr als der Hälfte der Anleihen ist die Rückzahlung äußerst zweifelhaft.
Die Fakten zu Mittelstandsanleihen
- Die Idee der Mittelstandsanleihen hat ihren Reiz und ihre Berechtigung. Privatanleger können die Risiken aber oftmals nicht richtig einschätzen
- Je höher der Zinskupon, umso höher das Risiko
- Für manche Unternehmen sind Anleihen die letzte Möglichkeit der Finanzierung
- Für viele Banken ist die Bonität der betreffenden Unternehmen so schlecht, dass sie diese als nicht kreditwürdig einstufen
- Ratings von Agenturen wie Creditreform sind keine Garantie für eine pünktliche und vollständige Rückzahlung
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Bezeichnung
Enterprise Holdings 7,000% 9/2017 -
WKN / ISIN
A1G9AQ / DE000A1G9AQ4 -
Aktueller Kurs
26,50 Prozent -
Kommentar
Die mit einem Zinskupon von 7 Prozent ausgestattete Anleihe ist in kurzer Zeit auf nicht einmal 20 Prozent ihres Nomnalwertes abgestürzt.
Kurz und kompakt
Mittelstandsanleihen sind zwar verlockend, hohe Zinsen gibt es aber nicht zum Nulltarif. Selbst ein Totalverlust muss einkalkuliert werden. Da die Risiken oftmals nicht abgeschätzt werden können, auch weil es kaum verlässliche Informationen gibt, sollten Sie sich zweimal überlegen, ob Sie Ihr Geld in diesem Markt aufs Spiel setzen. Eine solide Qualitätsaktie ist meiner Ansicht nach die bessere Alternative.
Themen: Anleihen, Ratings, Totalverlust
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