Dividende mit Weitsicht
Worauf Anleger wirklich achten sollten!

(Lars Erichsen) Wer ein langfristig ausgerichtetes Depot mit dem Fokus auf regelmäßige Ausschüttungen aufbauen möchte, sollte bei der Auswahl der Aktien nicht allein auf eine hohe Dividendenrendite schielen. Denn: Eine überdurchschnittliche Rendite kann ebenso gut ein Warnsignal sein – z.B. dann, wenn sie auf einen stark gefallenen Aktienkurs zurückzuführen ist.
Worauf es wirklich ankommt: Verlässliche Dividendenzahlungen über Jahre hinweg, idealerweise aus stabilen, margenstarken Geschäftsmodellen. Unternehmen aus den Bereichen Nahrungsmittel, Energieversorgung oder Finanzdienstleistungen sind hier oft erste Wahl. Sie agieren in etablierten Märkten, erzielen berechenbare Gewinne und sind typischerweise weniger von Kursausschlägen betroffen als etwa wachstumsstarke Tech-Unternehmen in frühen Phasen.
Coca-Cola vs. General Electric: 2 Wege, 2 Geschichten...
Doch selbst große Namen sind kein Garant für dauerhaft stabile Dividenden. Ein Blick auf die US-Konzerne Coca-Cola und General Electric (GE) zeigt, wie unterschiedlich sich Dividenden-Geschichten entwickeln können. Coca-Cola gilt bis heute als Paradebeispiel für ein solides Dividenden-Investment.
Ganz anders GE: Anfang 2005 noch das wertvollste Unternehmen der Welt, folgte ein schleichender Niedergang. 2018 wurde GE nicht nur aus dem Dow Jones-Index entfernt, sondern strich auch seine Dividende drastisch zusammen – ein herber Rückschlag für viele treue Anleger.
Noch im selben Jahr lockte die Aktie mit einer Dividenden-Rendite von über 6 Prozent. Was vielversprechend klang, entpuppte sich als trügerisch: Der Kursverfall hatte die Rendite rechnerisch nach oben getrieben, die fundamentale Lage aber verschlechterte sich weiter. Viele Anleger hielten dennoch an ihren Anteilen fest – getrieben vom Glauben an die scheinbar attraktive Ausschüttung. Doch am Ende standen sie vor den Trümmern eines Investments, das einst als Inbegriff solider Dividenden-Politik galt. Die Grafik unten zeigt das ganze Ausmaß des Desasters:
Die Grafik zeigt auch, wie stark Dividenden langfristig zur Wertentwicklung beitragen (siehe Coca-Cola) und wie schwach General Electric selbst mit Dividenden performt hat.
2024 folgte schließlich der letzte Akt: General Electric wurde in drei unabhängige Unternehmen aufgespalten – mehr als ein symbolischer Schlussstrich unter eine Ära, sondern das Ende einer Industrie-Ikone, die Geschichte geschrieben hat.
Nicht nur auf die Rendite schielen
Die wichtigste Lehre daraus: Die reine Dividendenrendite taugt nicht als Qualitäts-Merkmal. Viel entscheidender sind die Ausschüttungsquote, das Dividendenwachstum und die Nachhaltigkeit der Unternehmensgewinne. Eine gesunde Ausschüttungsquote – also der Anteil des Gewinns, der als Dividende ausgezahlt wird – sollte im Normalfall nicht zu hoch sein. So bleibt dem Unternehmen genügend Spielraum für Investitionen, Schuldentilgung und zukünftige Dividendenerhöhungen. Unternehmen mit einer Quote von 30 Prozent können ihre Dividende auch bei stagnierenden Gewinnen weiter steigern – bei 80 Prozent kann es dagegen eng werden.
Ebenso wichtig ist ein regelmäßiges Dividenden-Wachstum. Firmen, die ihre Dividende Jahr für Jahr erhöhen – und das im besten Fall seit Jahrzehnten – zeigen finanzielle Stabilität und eine ausgeprägte Aktionärsorientierung. Selbst wenn die Anfangsrendite gering erscheint, kann sich so über die Jahre eine attraktive Rendite auf den ursprünglichen Einstandskurs entwickeln.
Mein Fazit
Die Lösung besteht darin, auf erfolgreiche Unternehmen zu setzen. Auf Firmen, die nachhaltige Umsätze und Gewinne erzielen. Am besten weisen sie einen breiten ökonomischen Burggraben auf, den andere nicht so leicht überwinden können. Diese dauerhaften Wettbewerbsvorteile speisen die Unternehmensgewinne. Dazu kommt ein erfahrenes und solide wirtschaftendes Management sowie eine strikte Ausrichtung am „Shareholder Value“.
Und wenn es doch mal nicht so läuft wie erwartet, so beherzige ich meinen eisernen Grundsatz: Ich lasse es zu Depot-Leichen erst gar nicht kommen und verkaufe, wenn nötig, auch mit Verlust, sobald sich die Warnsignale mehren. Es ist zwar immer schmerzhaft, einen Verlust realisieren zu müssen, doch noch viel schmerzhafter wird es, wenn man auf das Prinzip Hoffnung setzt, wo es gar nichts mehr zu hoffen gibt.
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