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7 Prozent Rendite mit Anleihe-ETFs – Eine gute Idee?

Hochzinsanleihen: Darauf musst Du achten!

(Lars Erichsen) In den letzten Wochen haben sich die Erwartungen an Zinssenkungen durch die großen Notenbanken zurückgebildet. Das liegt vor allem an der Stärke der US-Konjunktur. Von einer Rezession scheint die Wirtschaft der USA weit entfernt, der Arbeitsmarkt ist weiter angespannt und der Inflationsdruck geht daher langsamer zurück als gedacht.

Von einer ersten Zinssenkung durch die US-Notenbank bereits im März geht daher kaum noch jemand aus, FED-Chef Jerome Powell hat das auch so gut wie ausgeschlossen. Im Mai könnte die FED den Zinssenkungszyklus einleiten. Am Markt wird nun eine Reduzierung des Leitzinses um 75 Basispunkte in diesem Jahr eingepreist – im Dezember waren es noch 160 Basispunkte!

Erstaunlicherweise sind auch die Zinssenkungserwartungen für die Eurozone gefallen, obwohl die europäische Wirtschaft längst nicht so stark ist wie die der USA. Statt mit einer Reduzierung des Leitzinses um 170 Basispunkte wird nun nur noch eine um 90 Basispunkte erwartet.

Anleihekurse wieder gefallen

Das alles hat auch Folgen auf dem Anleihemarkt, die Renditen z.B. für deutsche oder für US-Staatsanleihen sind wieder deutlich gestiegen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Anleihekurse gefallen sind. Das zeigt sich z.B. am Kursrückgang des in US-Staatsanleihen investierenden Xtrackers II US Treasuries ETF (WKN: DBX0CQ) seit Ende 2023:



Besser behaupteten sich in den letzten Wochen dagegen ETFs mit so genannten Hochzinsanleihen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass diese stärker auf Änderungen bei der Bonität des Emittenten als auf Änderungen bei den Zinserwartungen reagieren. Und die Bonitäten haben sich nicht verschlechtert, denn der Grund für die abnehmenden Zinssenkungserwartungen ist ja die relativ starke Wirtschaft bzw. die besonders in den USA gesunkene Gefahr einer Rezession. Und bei einer starken Konjunktur geraten weniger Unternehmen unter Druck, es gibt weniger Insolvenzen.

ETFs mit hochverzinsten auf US-Dollar lautenden Unternehmensanleihen wie der iShares USD High Yield Corporate Bond (WKN: A1H5UN) gaben zwar ebenfalls nach, behaupteten sich aber besser:



In diesem ETF sind nur Unternehmensanleihen mit einem Rating unterhalb "Investment Grade", also geringerer Bonität, enthalten.

Höhere Rendite – höheres Risiko

Dazu muss man wissen: Anleihen von Schuldnern geringerer Bonität werfen höhere Renditen ab. Als Goldstandard gelten die Staatsanleihen von Ländern mit höchster Bonität wie Deutschland und die USA, danach kommen die Anleihen anderer Staaten mit einer weniger stabilen Finanzpolitik und am Ende die Anleihen von Unternehmen mit geringer Bonität, man spricht hier von „sub-investment-grade“. Hier besteht ein erhöhtes Ausfallrisiko durch eine Zahlungsunfähigkeit des jeweiligen Unternehmens.

Vor einem Investment in solche Einzelanleihen muss eine sehr ausführliche Unternehmensanalyse erfolgen – und auch die böte keine Garantie. Die Höhe der Rendite der jeweiligen Anleihe ist allerdings ein gutes Maß für das Risiko, denn der Anleihemarkt wird von Profianlegern dominiert und ist sehr effizient. „Schnäppchen“ sind hier selten zu machen.

Investments in ETFs sind aber eine gute Möglichkeit, das Ausfallrisiko zu verringern. Die hier genannten ETFs investieren in sehr viele einzelne Anleihen, das Risiko ist daher gut gestreut. Dennoch kommt es nicht von ungefähr, dass die Kurse der Hochzinsanleihen-ETFs seit Anfang 2022 gefallen und die Renditen aktuell hoch sind. Neben dem allgemeinen Anstieg des Zinsniveaus ist das Einpreisen möglicherweise zunehmender Unternehmenspleiten aufgrund der schwierigeren Konjunkturlage und schlechterer Finanzierungsbedingungen dafür verantwortlich.

Zu den Anleihe-ETFs mit der aktuell höchsten Ausschüttungsrendite zählt der Xtrackers USD High Yield Corporate Bond ETF (WKN: A2DXQ6). Stattliche 7,7 Prozent wirft der ETF derzeit ab. Diese Rendite würden Anleger erhalten, wenn die Ausschüttungen in der Zukunft nicht fallen – und wenn keine oder kaum Anleihen aus dem Portfolio wegen Unternehmenspleiten abgeschrieben werden müssen.

Erkauft wird die Rendite mit einem höheren Kursrisiko, wie z.B. der langfristige Vergleich von zwei ETFs zeigt, die global in Unternehmensanleihen investieren, einmal in solche mit einem Investment-Grade-Rating, einmal in solche mit Sub-Investment-Grade-Rating (iShares Global Corp Bond ETF (WKN: A1J0YD) vs. iShares Global High Yield Corp Bond ETF (WKN: A1J7MG).



So war z.B. der Kurseinbruch des ETFs mit Hochzinsanleihen während der Corona-Krise Anfang 2020 sehr viel stärker. Unternehmen mit geringer Bonität sind eben einem höheren Pleiterisiko ausgesetzt, die Anleihen können wertlos werden.

Auf lange Sicht gleichen aber die höheren Ausschüttungen die zwischenzeitlichen Kurseinbrüche mehr als aus. Trotz der vielen Krisen der letzten Jahre brachten Anleihe-ETFs mit Hochzinsanleihen die höhere Rendite. In der Kursentwicklung im Chart-Vergleich sind die Ausschüttungen mit berücksichtigt.

Effektivverzinsung für Vergleiche entscheidend

Die erwähnte Ausschüttungsrendite ist zwar interessant, aber für den Vergleich von Anleihe-ETFs kein guter Maßstab. Dafür sollte die Effektivverzinsung bzw. die Rückzahlungsrendite verwendet werden.

Diese Rendite ergäbe sich, wenn die Anleihen im ETF zu 100 Prozent zurückgezahlt würden. Anders als bei Einzelanleihen ist dieser Wert bei ETFs für Anleger eher eine Richtschnur, da nicht klar ist, welche Anleihen im ETF im Einzelnen wann zurückgezahlt werden. Und ob es nicht auch Ausfälle unter den Anleihen gibt.

Die Effektivverzinsung ist für Anleihe-ETFs mit demselben Schwerpunkt meist sehr ähnlich, während die Ausschüttungsrendite in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der ETFs schwanken kann. So hat der erwähnte Xtrackers USD High Yield Corporate Bond ETF (WKN: A2DXQ6) mit 7,7 Prozent zwar eine höhere Ausschüttungsrendite als der vergleichbare iShares USD High Yield Corporate Bond ETF (WKN: A1H5UN) mit 5,7 Prozent. Die Effektivverzinsungen beider ETFs liegen aber jeweils bei etwa 7,5%. Und auch die gesamte Rendite über einen längeren Zeitraum von 3 bzw. 5 Jahren war annähernd gleich.

Während aber die Ausschüttungsrendite einfach zu berechnen ist und daher dazu auch leicht Vergleiche zu finden sind, ist die Effektivverzinsung mühsamer herauszufinden. Sie muss vom Emittenten des ETFs angegeben werden.

Währungsrisiko nicht vergessen

Nicht vernachlässigen solltest Du auch das Währungsrisiko. Die erwähnten ETFs mit hochverzinsten Unternehmensanleihen fokussieren sich teils ausschließlich, teils überwiegend auf in US-Dollar notierte Anleihen. Diese werfen derzeit die höchste Rendite ab, wenn es um Anleihen aus Industrieländern geht.

Zudem verfügen die USA nicht nur bei Staatsanleihen, sondern auch bei Unternehmensanleihen über den bei weitem breitesten und liquidesten Markt. Es gibt auch einen sehr effizienten Sekundärmarkt, in dem Pleite gegangene Unternehmen ausgeschlachtet werden. Die Gläubiger haben daher bessere Chancen als z.B. in Europa nicht gänzlich leer auszugehen. Wegen des sehr liquiden Marktes emittieren auch viele ausländische Unternehmen Anleihen in US-Dollar. Im iShares USD High Yield Corporate Bond ETF (WKN: A1H5UN) sind daher nur zu 69 Prozent direkt Anleihen von US-Unternehmen enthalten. Die restlichen 31 Prozent sind breit auf andere Emittenten gestreut.

Das Währungsrisiko lässt sich umgehen, wenn Du auf Anleihen setzt, die auf Euro lauten. Der Xtrackers EUR High Yield Corporate Bond ETF (WKN: DBX0PR) bietet ebenfalls eine stattliche Effektivverzinsung von 6,5 Prozent. Die Ausschüttungsrendite liegt bei 5,3 Prozent.

Auch mit dem global streuenden, aber währungsgesicherten iShares Global High Yield Corp. Bond ETF EUR Hedged (WKN: A2PGVW) vermeidet man das Währungsrisiko. Der ETF bietet eine Effektivverzinsung von 6,5 Prozent und eine Ausschüttungsrendite von 4,8 Prozent.


Mein Fazit

ETFs mit Hochzinsanleihen sind als Beimischung in einem breiten Portfolio durchaus interessant. Allerdings wird die höhere Rendite mit einem höheren Risiko erkauft. Anders als z.B. Staatsanleihen höchster Bonität sorgen Hochzinsanleihen in Krisenzeiten nicht für eine Stabilisierung des Depots.

Bildquellen: © Adobe Stock - fraismedia

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