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VW-Aktie: Schlechte Nachrichten reißen nicht ab

Abgasskandal und Ärger mit Zulieferern halten VW auf Trab. Was muss die Aktie noch verkraften?

Volkswagen Golf

(Stefan Böhm) Als wäre die Lage nicht schon schwierig genug. Der Abgasskandal bei Volkswagen wirkt immer noch nach. Alleine in Deutschland müssen Millionen Fahrzeuge nachgerüstet werden. Das Kraftfahrtbundesamt muss dabei jeden einzelnen Motortyp genehmigen. Zuletzt wurden 460.000 Kfz mit dem 1,2-Liter-Dieselmotor in die Werkstätten zurückgerufen. Die andere Seite dieser Medaille sind die zahlreichen Klagen, die nach wie vor anhängig sind – in Deutschland und in zahlreichen anderen Ländern. Wegen der juristischen Risiken hat der VW-Konzern bereits Rückstellungen von 16,2 Mrd. Euro gebildet. Bei der Vorlage der Halbjahresbilanz Ende Juli wurden die Rückstellungen erneut um 1,6 Mrd. Euro erhöht. Optimismus sieht anders aus. Und ob die Rückstellungen reichen, ist fraglich, denn alleine für Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen in den USA könnten rund 15 Mrd. Euro fällig werden.

Überhaupt fiel die Halbjahresbilanz nicht sonderlich erfreulich aus. Das Konzernergebnis nach Steuern sank um 38 Prozent auf 3,46 Mrd. Euro. Vorstandschef Matthias Müller zeigte sich trotzdem zuversichtlich: „Gerade angesichts der aktuellen Belastungen können wir mit dem Halbjahresergebnis zufrieden sein. Die Zahlen zeigen, dass unser operatives Geschäft solide ist." Stichwort operatives Geschäft. Die operative Rendite sank im ersten Halbjahr von 6,3 auf 4,9 Prozent – wahrlich kein besonders guter Wert. Zum Vergleich: Der französische PSA-Konzern (Peugeot, Citroen) war im ersten Halbjahr mit 6,8 Prozent wesentlich rentabler. Top-Unternehmen wie Toyota erreichen operative Renditen von bis zu 10 Prozent. Zwar wird VW die Abgaskrise überleben, doch die Vorstandsrhetorik trägt schon Züge des "Schönredens" von unerfreulichen Sachverhalten. Dass der Volkswagen-Konzern schnell wieder zur Tagesordnung wie in alten Zeiten übergehen könnte, war aber sowieso nicht zu erwarten. Ein Skandal von epischen Ausmaßen wie der Abgasskandal kann nicht in ein oder zwei Jahren abgehakt werden. Dafür braucht man keine Bilanzgutachter oder Ingenieure, dafür reicht der gesunde Menschenverstand.

Schaut man sich die Konzernmarken an, wird deutlich, wo der Hund begraben liegt. Die Ertragsperlen sind die Töchter Audi und Porsche, auch wenn bspw. bei Audi die operative Marge im ersten Halbjahr von 9,8 auf 8,7 Prozent sank. Für die Marke VW blieb jedoch nur eine operative Rendite von 2,9 Prozent hängen. Spitzenreiter im Konzern ist und bleibt Porsche mit einer Gewinnmarge von sagenhaften 16,8 Prozent. 

Volkswagen-Aktie bleibt gehemmt

Als wäre die Lage nicht schon schwierig genug, bremst nun auch noch ein Streit mit den Zulieferern ES Automobilguss und Car Trim die Produktion des VW Golf. In den Werken Wolfsburg, Kassel und Zwickau droht Kurzarbeit für tausende VW-Mitarbeiter. Hintergrund ist offenbar ein Rechtsstreit von VW mit der Prevent-Gruppe, zu der beide Zulieferer gehören. Auch wenn VW sich gerichtlich durchsetzen würde – und danach sieht es derzeit aus – kommt der Streit zur Unzeit, denn die VW-Aktie wird dadurch noch unattraktiver.

Dass die Beliebtheit von VW bei den Autokäufern allmählich zurückgeht, zeigen die neuesten Absatzzahlen vom Juli. Weltweit verkaufte die Kernmarke VW 449.100 Fahrzeuge und damit 1,8 Prozent weniger als noch im Juni. In der nach China wichtigsten Absatzregion Westeuropa sackten die Verkäufe sogar um 14 Prozent ab, im Heimatmarkt Deutschland um fast 16 Prozent. In den USA ging der Absatz um acht Prozent nach unten. Stabil entwickelte sich nur der wichtige chinesische Markt, wo VW sogar ein Plus von rund 16 Prozent gelang. Da bei den Neufahrzeugverkäufen teilweise aber mit hohen Rabatten gearbeitet wird, ist es fraglich, was die Absatzzahlen letztendlich wert sind. Die sowieso schon schlechte operative Marge könnte daher im weiteren Jahresverlauf noch weiter sinken.

Die VW-Aktie kommt angesichts der geschilderten Faktenlage nur schwer vom Fleck. Aus Sicht der Charttechnik hat sich der Kurs nach dem Absturz vom September 2015 in einem breiten Seitwärtsintervall zwischen 94 und 140 Euro stabilisiert. Für spekulativ gesonnene Anleger ist die Aktie vor allem an den Intervallgrenzen interessant. Steigt sie in Richtung 140 Euro, sind Short-Spekulationen attraktiv, gelingt dagegen ein Ausbruch über 140 Euro, dann bieten sich prozyklische Long-Trades an. 

Chart & Info
  • Aktueller Kurs
    119,25 Euro
  • WKN / ISIN
    766403 / DE0007664039
  • KGV 2016e / 2017e
    5,6 / 5,0
  • Dividendenrendite 2016e
    1,9 Prozent
  • Meine Einschätzung
    kurzfristig seitw langfristig seitw

Fazit

sprechblase Kurz und kompakt

Die Volkswagen-Aktie bleibt nach den Versorgertiteln das Sorgenkind im DAX. Bis der VW-Konzern die Folgen des Abgasskandals wirklich verarbeitet hat, werden noch einige Jahre vergehen. Die VW-Aktie ist daher auch nur für kurzfristig orientierte Trader interessant. Wer mittel- bis längerfristig im Autosektor investieren möchte, kann auf aussichtsreichere Aktien zurückgreifen, so z.B. BMW und Daimler.

Stefan Böhm
Wenig Zeit?
Wertpapier: Volkswagen, VW
Themen: Abgasskandal, Schadensersatzklagen, Absatzzahlen, Gewinne, operative Marge
Bildquellen:
© Volkswagen AG
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