Schweden-Krone vor weiterer Abwertung?
Die Riksbank überrascht und die Krone fällt: Steht EUR/SEK vor einem weiterem Kursschub?
(Dr. Detlef Rettinger) Schwedens Notenbanker sind schon in den letzten Jahren hin und wieder durch umstrittene Entscheidungen aufgefallen. Mal haben sie die Zinsen zu früh angehoben, mal haben sie zu lange gezögert. In der letzten Wochen überraschte die Riksbank wieder einmal: Es wurde entgegen den Erwartungen eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms beschlossen. Möglicherweise wollen die Notenbanker nicht den gleichen Fehler machen wie 2010/2011, als der Letzins zu früh angehoben wurde – schon 2012 musste die Zinserhöhung wieder rückgängig gemacht werden. Diesmal ist die Situation aber anders, die Konjunktur ist stark und droht zu überhitzen.
Und noch etwas ist anders: Der Leitzins liegt bei -0,50 Prozent, das ist auf Dauer kein gesundes Zinsniveau. Mit dem Negativzins sollte kurzfristiges Anlagegeld abgeschreckt werden, das im Zuge der Eurokrise aus dem Euroraum abfloss. Diese Gefahr ist kaum noch vorhanden.
Negativer Leitzins bremst Schweden-Krone
Allerdings hat die Riksbank auch einige Argumente auf ihrer Seite, denn das Wachstum kühlt sich ab, und zwar von +3,3 Prozent 2016 auf voraussichtlich +2,4 Prozent 2017. Gleichzeitig verharrt die Inflationsrate mit etwa 1,6 Prozent unter der Zielgröße von 2 Prozent. Trotzdem: Die Stimmung in der Industrie ist so gut wie seit 20 Jahren nicht, viele Indikatoren zeigten in den letzten Wochen weiter nach oben. Ob sich das Wachstum 2017 wirklich abkühlt, ist daher keine ausgemachte Sache. In diesem Umfeld weiter Liquidität in die Wirtschaft zu pumpen, ist ein gefährliches Spiel. Die Notenbanker waren sich auch keineswegs einig, drei Ratsmitglieder stimmten gegen die Verlängerung. Riksbank-Gouverneur Stefan Ingves gab dann mit seiner Stimme den Ausschlag. Eine Uneinigkeit, die den Märkten nicht gefällt und die den Abwertungsdruck auf die Krone eher verstärkt.
Auch die Charttechnik weckt für die Schweden-Krone wenig Hoffnung. Eine Abwertung entspricht im Chart von EUR/SEK einer Aufwärtsbewegung. Nach einem erfolgreichen Test der Unterstützung bei 9,44 SEK im Februar legte EUR/SEK wieder zu. Dazu hat auch die allgemeine Erholung beim Euro beigetragen, der gegen US-Dollar und Yen ebenfalls zulegte. Die Riksbank scheint entschlossen, nicht früher als die EZB den Leitzins anzuheben oder überhaupt den Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik zu verkünden. Mittelfristig bleibt die Tendenz aufwärts gerichtet, solange sich EUR/SEK über der im Bereich von 9,40 SEK verlaufenden Abwärtstrendlinie hält. Kurzfristig würde ein Anstieg über 9,70 SEK Anschlusskäufe auslösen.
- Aktueller Kurs
9,6870 SEK je Euro - Kommentar
Nach einem erfolgreichen Test der Unterstützung bei 9,44 SEK im Februar legte EUR/SEK wieder zu. Mittelfristig bleibt die Tendenz aufwärts gerichtet, solange sich EUR/ SEK über dem Support bei ca. 9,40 SEK hält. Ein Anstieg über 9,70 SEK wäre ein Kaufsignal. - Meine Einschätzung
kurzfristig langfristig
Kurz und kompakt
Die Schwedische Krone hat seit dem Schwächeanfall im Herbst 2016 zu Jahresbeginn wieder zugelegt. Die Riksbank könnte mit ihrer expansiven Geldpolitik EUR/SEK erneut nach oben treiben. Bei einem Anstieg über den Widerstand bei 9,70 SEK würde sich der Aufwärtsdruck verstärken. Doch das dürfte nicht von Dauer sein. Die Stärke der schwedischen Wirtschaft wird sich mittelfristig wieder in einer Aufwertung der Krone niederschlagen und die Aufwärtsbewegung bei EUR/SEK wieder einfangen.
Themen: Schweden, Negativzins, Geldpolitik, Wachstum, Abwertung, Krone