Australischer Dollar vollzieht Trendwende!
Nach einer langen Schwächephase legt EUR/AUD stark zu. Was steckt dahinter?
(Dr. Detlef Rettinger) Der Wechselkurs des Euro zum Australischen Dollar hat nach einer 15 Monate anhaltenden Phase der Schwäche eine Wende nach oben vollzogen. Mit anderen Worten: Der Aussie steht unter Verkaufsdruck (siehe auch Chart unten). Hauptursache dafür ist die neue Schwäche am Rohstoffmarkt. Nachdem sich die Preise vieler Rohstoffe im Jahr 2016 deutlich erholt haben, gab es in den letzten Wochen wieder Rückschläge. Dabei ist ausgerechnet der Preis für Eisenerz, dem wichtigsten Exportprodukt Australiens um 30 Prozent eingebrochen. Anlass dafür war die Ankündigung Pekings die Stahlproduktion einzuschränken.
China ist der Hauptabnehmer australischer Eisenerzexporte, die allein drei Prozent des BIP in „Downunder“ ausmachen und damit dort eine herausragende Rolle spielen. Der Australische Dollar hat bisher nur vergleichsweise wenig auf diesen massiven Preiseinbruch reagiert. Das scheint sich inzwischen jedoch zu ändern. Seit Anfang 2016 befand sich EUR/AUD in einem Abwärtstrend. Charttechnisch hat EUR/AUD die bei etwa 1,43 AUD verlaufende Abwärtstrendlinie überwunden und auch der Widerstand bei 1,4500 AUD ist inzwischen gefallen. Aus charttechnischer Sicht ist der Weg für weitere Kursgewinne bei EUR/AUD damit frei.
Zinssenkungsspekulationen belasten den Aussie-Dollar
Die Stärke der Währung wirkt wie eine Verschärfung der monetären Bedingungen und drückt nicht nur auf das Preisniveau, sondern auch auf die Konjunktur. Diese zeigt zwar Anzeichen der Belebung, ist aber immer noch vergleichsweise schwach, 2017 dürfte die Wachstumsrate mit +2,2 Prozent unter der des Vorjahres (+2,5 Prozent) liegen. Der Gouverneur der Reserve Bank of Australia (RBA) Glenn Stevens wird sich das nicht lange mit anschauen und alle Register ziehen, um die seiner Ansicht nach zu starke Währung zu schwächen. Auch unabhängige Experten sehen den Aussie fundamental als überbewertet an. Auch deswegen rechnen viele an den Märkten bereits mit einer weiteren Senkung des bei 1,50 Prozent liegenden Leitzinses, allerdings erst im September. Zuvor werden die Notenbanker vermutlich versuchen, mit Statements die Währung „schwächer zu reden“. Eine Abwertung des Austral-Dollars entspricht im EUR/AUD-Chart einer Aufwärtsbewegung.
- Aktueller Kurs
1,4575 AUD je Euro - Kommentar
Charttechnisch hat EUR/AUD die bei etwa 1,43 AUD verlaufende Abwärtstrendlinie überwunden. Auch der Widerstand bei 1,4500 AUD ist inzwischen gefallen. - Meine Einschätzung
kurzfristig langfristig
Kurz und kompakt
Der Australische Dollar ist zu stark, nicht nur in den Augen der RBA. Trotz einiger positiver Signale von den Konjunkturdaten dürften in den nächsten Monaten nicht zuletzt Spekulationen über eine weitere Zinssenkung auf die Währung drücken. Für EUR/AUD ist daher weiterer Rückenwind zu erwarten. Die Notenbanker betreiben damit ein gefährliches Spiel, aber sie haben kaum eine andere Wahl. Ansonsten droht eine Fortsetzung der Wirtschaftsschwäche.
Themen: Australien, Rohstoffe, China, Wachstum, Abwertung, Zinsen, Geldpolitik