Die beste Aktie im DAX!?
Ein Überraschungssieger und ein Dauerbrenner...
Es ist kein Geheimnis: In den letzten 10 Jahren gab es bessere Indizes als den DAX. Mit dem japanischen Aktienmarkt oder dem europäischen Aktienindex Stoxx Europe 600 konnte das Barometer für den deutschen Aktienmarkt noch mithalten, aber die US-Indizes performten deutlich besser. Die Gründe dafür sind bekannt, ich muss sie hier nicht wiederholen.
Heute geht es mir um etwas anderes: Auch im DAX gibt es starke Aktien, deren Performance den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. So hat sich der Kurs von Siemens Energy seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt, die Aktie liegt damit nicht nur an der Spitze der 40 DAX-Werte.
Siemens Energy: Produkte für die Energie-Infrastruktur
Allerdings zählte Siemens Energy 2023 mit einem Minus von 32% auch zu den schlechtesten DAX-Aktien, nur Zalando war noch schwächer. Es handelt sich also um eine – allerdings spektakuläre – Kurserholung. Das starke Auf und Ab hat vor allem mit der Windkraftsparte (Siemens Gamesa) zu tun, denn hier sorgen steigende Kosten und Qualitätsprobleme für Verluste, vor allem im Onshore-Geschäft.
Dabei bietet Siemens Energy genau das an, was derzeit benötigt wird, nämlich Lösungen zur Energieübertragung und Stromerzeugung. Dazu zählen Produkte wie Gasturbinen, Trafos, Kompressoren etc. Bei Windparks auf hoher See ist man der größte Anbieter außerhalb Chinas. Der CEO stellt bei Siemens Gamesa den Breakeven im Jahr 2026 in Aussicht. Sollte das gelingen, was alles andere als sicher ist, dann hat die Aktie weiteres Potenzial.
Auch wenn Siemens Energy in einem Zukunftsmarkt tätig ist und der Umsatz für die nächsten Jahre gesichert scheint: Für mich ist es keine Aktie, die ich in mein langfristiges Depot aufnehmen würde. Die Konkurrenz in diesem Sektor ist zu groß, der Kostendruck enorm und der politische Einfluss unberechenbar.
Wer liegt langfristig an der Spitze?
Der langfristige Vergleich liefert bessere Aufschlüsse darüber, welche Aktien das im DAX sein könnten. Siemens Energy jedenfalls nicht, denn auf Sicht der letzten 3 Jahre (die Aktie existiert erst seit September 2020) machten Anleger mit der Aktie einen Verlust.
Auf Sicht der letzten 10 Jahre finden sich dagegen die beiden Rückversicherer Münchener Rück und Hannover Rück unter den Top 10, ebenso wie das Medizintechnikunternehmen Sartorius und der Rüstungskonzern Rheinmetall.
„Performance“ bedeutet übrigens, dass in die jeweiligen Prozentveränderungen nicht nur die Kursentwicklung eingeht, sondern auch die Dividendenausschüttungen, denn schließlich machen diese einen wesentlichen Teil der Erträge für Langfrist-Anleger aus.
Erstaunlicherweise liegen übrigens auf Sicht der letzten 20 Jahre dieselben fünf Aktien im DAX an der Spitze, allerdings in etwas anderer Reihenfolge.
Natürlich ist eine gute Performance in der Vergangenheit keine Garantie dafür, dass es in der Zukunft gut läuft, und umgekehrt. Gerade Sartorius und Rheinmetall sind dafür gute Beispiele. Sartorius war bis 2021 einer der größten Überflieger am deutschen Aktienmarkt, auf Sicht der letzten drei Jahre zählt die Aktie dagegen zu den schwächsten fünf DAX-Aktien.
Bei Rheinmetall ist es umgekehrt: In den letzten drei Jahren steht die Aktie wegen des Rüstungsbooms mit weitem Abstand an der Spitze im DAX. Von 2011 bis 2021 zählte Rheinmetall dagegen zu den schwächsten der aktuell im DAX befindlichen Aktien.
Sicher: Das Momentum bei Rheinmetall kann anhalten und Sartorius kann wieder an frühere Erfolge anknüpfen, doch das ist Spekulation. Um das zu beurteilen, ist eine tiefer gehende fundamentale Analyse des jeweiligen Unternehmens nötig.
Bei den Aktien, die in fast jedem Zeitraum zu den Top-Performern im DAX zählen, kann man sich da schon etwas sicherer sein. Und das trifft für mich auf die Münchener Rück zu. Auf Sicht der letzten fünf Jahre liegt die Aktie auf Platz 2 im DAX, auf Sicht der letzten drei Jahre auf Platz 3.
Die Rückversicherung von Risiken ist ein von Trends, Konjunkturschwankungen und politischen Entscheidungen weitgehend unabhängiges Geschäft. Große Naturkatastrophen verursachen zwar hohe Kosten, aber anschließend werden die Prämien erhöht. Daher profitieren die Rückversicherer langfristig sogar von der Zunahme von Großschadensereignissen. Und die Münchener Rück ist in diesem Geschäft der globale Marktführer.
Mein Fazit
Viele Anleger tendieren dazu, Aktien aus dem eigenen Land im Portfolio überzugewichten. Das trifft nicht nur auf deutsche Anleger zu. In einem langfristigen Depot ist das grundsätzlich die falsche Strategie, denn Streuung ist wichtig für den Anlageerfolg. Beim DAX kommt noch hinzu, dass der Index in den letzten 10 Jahren international nicht zu den besten Aktienindizes zählte.
Doch es gibt auch hierzulande Outperformer, und deutsche Aktien gänzlich zu vernachlässigen wäre ebenfalls falsch. Die Münchener Rück zählt für mich ganz klar zu diesen Outperformern und befindet sich daher auch seit Jahren im langfristigen Zukunfts-Depot meines Premium-Anlagemagazins „ Rendite-Spezialisten“.
Die „beste Aktie“ im DAX gibt es allerdings nicht, eine solche Einschätzung ist nicht nur abhängig vom beobachteten Zeitraum, sondern vor allem von den eigenen Anlagezielen.