Der DAX-40 kommt
Das hat vor allem erheblich Folgen für den MDAX!
(Lars Erichsen) Beim wichtigsten Index Deutschlands steht im September eine bedeutende Änderung an. Der bisher aus 30 Werten bestehende DAX wird dann auf insgesamt 40 Werte erweitert.
Der neue DAX mit 40 Mitgliedern ist sicherlich keine Verschlechterung gegenüber dem Status Quo, allerdings auch kein großer Wurf. Viel wird sich nicht ändern, das zeigen die Modellrechnungen der Analysten, die einen DAX-40 rückgerechnet und mit dem DAX-30 verglichen haben.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die 10 neuen Mitglieder im DAX nur etwa 10 Prozent der Index-Gewichtung ausmachen werden. Großen Einfluss auf die zukünftige Performance des DAX werden die neuen Index-Mitglieder nicht haben. Nach dem aktuellen Ranking der Deutschen Börse würden derzeit Airbus, Zalando, Porsche, Siemens Healthineers, Symrise, HelloFresh, Brenntag, Sartorius, Beiersdorf und Qiagen den MDAX verlassen und in den DAX aufsteigen.
Die Liste hat sich seit Februar etwas geändert und wird sich auch bis September noch ändern, je nachdem wie sich die einzelnen Aktien entwickeln. Denn für den Aufstieg ist das aktuelle Ranking nach Marktkapitalisierung unter Berücksichtung des Free Float (Streubesitz) verantwortlich.
Der neue MDAX zeigt ein breites Branchen-Spektrum
Gravierender als für den DAX sind die Veränderungen für den MDAX, da dieser seine 10 Schwergewichte verliert. Zudem kommt es auch zu einer Verkleinerung des Index von 60 auf 50 Unternehmen, es rücken also keine Aktien für die DAX-Aufsteiger nach. Da stellt sich die Frage, inwiefern der Index mit den mittelgroßen Unternehmen in Zukunft für Anleger interessant bleibt.
Die neuen Schwergewichte im verkleinerten MDAX wären, Stand heute, u.a. Hannover Rück (Versicherungen), LEG Immobilien und Puma (Sportartikel). Die drei Unternehmen stammen aus sehr unterschiedlichen Branchen und das trifft auch auf die gesamte Liste der Top 10 im MDAX nach der Umstellung zu:
Immobilien, Konsumgüter, Versicherungen, Internet und auch klassische Industrie-Sektoren, das Branchen-Spektrum des MDAX könnte kaum breiter sein. Eine Dominanz durch einzelne Schwergewichte wird es beim neuen Index zudem nicht geben.
Auch zukünftig ist eine Outperformance möglich
Dass ein zukünftiges Listing im DAX nicht unbedingt zu einer weiteren Aufwärtsbewegung der im Index enthaltenen Werte führen muss, beweist der Vergleich der Performance mit dem MDAX. So hat der Index der mittelgroßen Unternehmen in den letzten 10 Jahren eine deutliche Outperfomance gegenüber dem DAX erzielt:
Das liegt auch daran, dass die MDAX-Unternehmen überwiegend kleiner sind und daher flexibler auf Veränderungen des Marktumfelds reagieren können. Oftmals steigen Unternehmen zudem erst dann in den DAX auf, wenn sie ihre beste Wachstumsphase bereits hinter sich haben – das liegt am Ranking-System.
Nicht erst seit der TecDAX-Umstellung 2018 hat sich das Branchen-Spektrum des MDAX, der früher als Index mit den Perlen des deutschen industriellen Mittelstands galt, deutlich verbreitert. Inzwischen weist der MDAX auch mehr Wachstums-Werte auf, darunter Internet-Aktien wie Scout24, Software-Unternehmen wie TeamViewer und Medizin-Techniker wie Carl Zeiss Meditec.
Das hat allerdings nicht verhindert, dass der MDAX in den letzten 2 Jahren nur noch eine geringe Outperformance gegenüber dem DAX verzeichnete:
Dass nun die am höchsten gewichteten Werte in den DAX aufsteigen, mag zwar auf den ersten Blick nachteilig für den MDAX sein, zumal die Marktkapitalisierung und damit die Bedeutung sinken. Dennoch bleibt der Index aufgrund der guten Branchen-Mischung weiterhin attraktiv.
Was passiert bei der Umstellung mit ETFs?
Die beschlossene Erweiterung des DAX auf 40 Aktien und die Reduzierung des MDAX auf 50 Aktien stellen beide Indizes auf eine neue Basis, das wirkt sich natürlich auf die zukünftige Entwicklung der Indizes aus. Unmittelbare Folgen für Index-Produkte wie ETFs oder Zertifikate gibt es jedoch nicht. Die Indizes werden fortlaufend weiter berechnet.
ETF-Anbieter und Fondsverwalter werden ihre DAX- und MDAX-Portfolios im Vorfeld der Umstellung entsprechend anpassen. Das könnte dazu führen, dass die potenziellen Aufsteiger in den DAX in den nächsten Monaten besser performen, denn es gibt mehr Fonds, die den DAX nachbilden als den MDAX.
Das könnte auch für den MDAX bis zur Umstellung Rückenwind bringen. Sich die DAX-Aufsteiger in der Hoffnung auf kurzfristige Kursgewinne ins Depot zu holen, scheint mir aber wenig aussichtsreich, bzw. sehr spekulativ. Zum einen ist es unsicher, wie groß die zusätzliche Nachfrage durch institutionelle Anleger tatsächlich ist, zum anderen beeinflussen ja viele andere Faktoren die Kurse der jeweiligen Aktien.
Mein Fazit
Der neue MDAX erfährt sicherlich eine Abwertung, da die bisherigen Schwergewichte aufsteigen. Das könnte zu einem geringeren Interesse von Großanlegern führen. Einen echten Attraktivitätsverlust erwarte ich aber nicht.
Allerdings ist das Branchen-Spektrum breiter als früher, als der MDAX in erster Line als Industrieaktien-Index galt. Längst sind auch viele Unternehmen aus Branchen wie Immobilien, Internet und Medizin enthalten.
Der MDAX spiegelt besser die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wider als der DAX, in dem viele international tätige Unternehmen enthalten sind und der dadurch stärker von der Weltwirtschaft abhängig ist. Zudem machen die 5 Schwergewichte im DAX (SAP, Linde, Siemens, Allianz und Daimler) allein 40 Prozent der Index-Gewichtung aus. Eine solche Klumpenbildung gibt es im MDAX nicht.
Wer in den letzten Jahren in einen Aktien-Index investieren wollte, der die deutsche Wirtschaft in ihrer Breite repräsentiert, war mit dem MDAX besser beraten. Das dürfte auch in Zukunft so bleiben.