Private Equity ETFs – Lohnt sich ein Einstieg?
Machen Private Equity ETFs Sinn?
(Lars Erichsen) Vielleicht hast auch Du schon einmal darüber nachgedacht, ob ein gewisser Anteil an Private Equity am Depot nicht eine gute Ergänzung zu Aktien wäre? Private Equity, darunter versteht man privates Beteiligungskapital, das in der Regel außerbörslich seine Wege sucht, war in der Vergangenheit jedoch eine Domäne von großen Adressen und nicht etwa der Tummelplatz von Kleinanlegern.
Häufig sind es spezialisierte Beteiligungsgesellschaften wie z.B. 3i Group oder KKR, die diesen Markt dominieren. Den allermeisten Privatanlegern war es jedoch mehr oder weniger unmöglich, im Private Equity-Sektor aktiv zu werden, alleine schon wegen hoher Kapitalanforderungen.
Mit kleinem Geld in Private Equity investieren
Doch die Zeiten ändern sich dank des Siegeszugs der ETFs. Inzwischen gibt es auch einige der börsengehandelten Fonds, die sich auf die Private Equity-Branche spezialisiert haben. Damit können Privatanleger jetzt auch mit sehr kleinen Beträgen investieren, sogar Sparpläne sind möglich. Allerdings – und das muss man wissen – investieren diese ETFs nicht direkt in Private Equity, sondern in die Aktien der großen Player wie eben 3i Group, KKR, Partners Group, Brookfield und wie sie alle heißen. Man profitiert also indirekt vom Erfolg dieses Marktsegmentes, vorausgesetzt es werden Gewinne gemacht. Dazu gleich mehr.
In Deutschland kannst Du derzeit aus vier Private Equity ETFs auswählen. In der Tabelle unten habe ich die wichtigsten Merkmale zusammengefasst:
Bereits 2007 wurde der erste ETF von iShares aufgelegt, 2008 folgte Xtrackers. Mit 751 Mio. bzw. 392 Mio. Euro ist die Fondgröße recht ansehnlich. Die jährlichen Kosten sind deutlich höher als bei einem herkömmlichen Index-ETF, es werden bis zu 0,75 Prozent pro Jahr an Kosten verrechnet.
Bei einem herkömmlichen S&P 500-ETF liegen die Kosten normalerweise unter 0,10 Prozent. Bis auf den Xtrackers ETF, der das Portfolio swap-basiert nachbildet, replizieren alle ETFs ihr Portfolio physisch, d.h. die Aktien sind auch wirklich im Depot. Swaps müssen kein Nachteil sein, manche Anleger haben allerdings bei physischer Nachbildung ein besseres Gefühl. Ein Grund, den Xtrackers ETF wegen der Art der Replikation nicht zu kaufen, besteht allerdings nicht.
Wie haben sich die Private Equity ETFs geschlagen?
Viel wichtiger ist jedoch die Frage, ob es sich in den letzten Jahren denn überhaupt gelohnt hätte, in Private Equity zu investieren oder ob man mit einem herkömmlichen S&P 500-ETF nicht genauso gut oder vielleicht sogar besser gefahren wäre. Hierfür habe ich die Performance eines S&P 500-ETFs mit der Wertentwicklung der oben genannten Private Equity-ETFs verglichen:
Das Ergebnis des Vergleichs fällt aus Sicht der Private Equity ETFs einigermaßen ernüchternd aus. In der obersten Zeile ist ein ETF auf den S&P 500 aufgeführt, darunter die vier Private Equity-ETFs. Im Börsenjahr 2024 (YTD) gab es bislang keine großen Differenzen. Bei den Vorjahren lässt sich feststellen, dass die Private Equity-ETFs positiv performten, wenn es auch beim S&P 500 eine positive Wertentwicklung gab und in negativen Börsenjahren vice versa. Auffallend ist die höhere Volatilität. So schnitten die Private Equity-ETFs in positiven Börsenjahren deutlich besser ab als der S&P 500, in negativen Börsenjahren aber auch deutlich schlechter.
Während es auf Sicht von 5 Jahren zwischen den beiden längsten am Markt befindlichen ETFs und dem S&P 500-ETF noch keine eklatant großen Performance-Unterschiede gibt, tun sich auf Sicht von 10 Jahren dann doch große Differenzen auf. Während der S&P 500-ETF um fast 300 Prozent zulegte, stieg der Xtrackers ETF nur um ca. 247 Prozent und der iShares ETF nur um ca. 240 Prozent.
Mein Fazit
Private Equity hat sicherlich seine Daseinsberechtigung, ansonsten würde es keine Beteiligungsgesellschaften und auch nicht dieses Marktsegment geben. Wer langfristig investieren will, hatte bislang aber keinen Vorteil davon, sich einen ETF mit den Aktien der auf Private Equity spezialisierten Unternehmen ins Depot zu legen, mit einem einfachen S&P 500-ETF wäre man langfristig besser gefahren – auch wenn die Private Equity-ETFs in einzelnen Jahren den S&P 500 deutlich hinter sich lassen. Auch die Volatilität der Private Equity-ETFs ist höher als beim S&P 500. Viele Anleger haben zwar Angst, etwas zu verpassen, doch wenn man sich die Zahlen anschaut, ist es manchmal ganz gut, nicht überall dabei zu sein.
Bildquellen: © Adobe Stock - fraismedia