Tesla: Ist das die reine Verzweiflung?
Die Zulieferer sollen Zahlungen zurückerstatten. Geht Tesla das Geld aus?
(Stefan Böhm) Erst in der nächsten Woche wird Tesla am 1. August seine Quartalsbilanz vorlegen. Doch schon jetzt gibt es neue Spekulationen darüber, wie es mit Tesla eigentlich steht. Den Grund dafür hat das Unternehmen selbst geliefert. So hat Tesla einen Teil seiner Zulieferer gebeten, die vorherigen Zahlungen teilweise zurückzuerstatten – so berichtet es das meist sehr gut informierte Wall Street Journal.
Die Rückerstattung von Zahlungen, die teilweise bis 2016 zurückreichen, wären für den weiteren Betrieb bei Tesla „wesentlich“. Die Lieferanten könnten im Gegenzug auf langfristiges beiderseitiges Wachstum setzen. Prinzip Hoffnung also gegen Geld. Aktionäre, die z.B. eine Kapitalerhöhung gezeichnet haben und somit Miteigentümer von Tesla geworden sind, haben diese Entscheidung bewusst getroffen. Nun aber von seinen Lieferanten zu verlangen, nachträglich in die Rolle des Geldgebers zu schlüpfen, ist doch etwas bizarr, vor allem weil der Wettbewerb bei den Zulieferern sowieso beinhart ist und die Lieferanten das Geld selbst benötigen, um ihren Betrieb aufrecht zu erhalten. Dann noch als Wagniskapitalgeber fungieren? Tesla-Gründer Elon Musk ist schon öfters mit schlechten Witzen aufgefallen, doch ich befürchte, dass dies kein Witz ist, sondern bitterer Ernst. Noch vor einigen Monaten hatte Elon Musk behauptet, Tesla würde 2018 keine zusätzlichen Mittel benötigen. Was denn nun?
Neben solchen unternehmensspezifischen Überlegungen steht Tesla jedoch auch zumindest bei einigen Experten wegen grundsätzlicher Erwägungen in der Kritik: Ist die Elektromobilität überhaupt das Konzept für die Zukunft? Oder werden sich doch andere Antriebsmethoden wie z.B. die Wasserstofftechnik durchsetzen? In Südkorea investiert die Regierung 2,3 Mrd. US-Dollar in die Erforschung von Brennstoffzellenfahrzeugen und dem Aufbau einer Tankstelleninfrastruktur. Doch auch die Brennstoffzelle ist umstritten. Für die einen ist die Technologie ein Milliardengrab für die Hersteller, für die anderen das wirkliche Auto der Zukunft. Dabei gibt es wie bei den Elektroautos inzwischen Kleinserien von Brenstoffzellen-PKWs und -LKWs. Das Rennen der Konzepte ist also in vollem Gange – Ausgang offen!
Kurz und kompakt
Nicht zum ersten mal gibt es Zweifel an der langfristigen Daseinsberechtigung von Tesla. Für die Anhänger von Tesla-Chef Elon Musk steht zweifelsohne fest, dass das Unternehmen sich auch langfristig durchsetzen wird, egal wie viel Geld bis dahin verbrannt ist. Abgesehen von der grundsätzlichen Frage nach der Zukunft der Mobilität muss das Unternehmen den ebenfalls nicht trivialen Aufbau einer Massenproduktion bewerkstelligen – genügend Treibstoff für die Aktie, die auch in Zukunft sehr volatil schwanken wird.